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Eingängige Schroffheit

■ Das britische Balanescu Quartet gastierte auf Kampnagel

„Know no bounds“ - das Motto der neuen Kampnagel-Reihe wurde lautstark erfüllt: Das mittels Tonanlage getunte Balanescu Quartet überschritt am Dienstag in der Kampnagel-Halle 6 die Grenzen zwischen Minimal-Music, Folklore und Pop zu einer kraftvollen Melange namens „Luminitza“. Dies rumänische Wort für „kleines Licht“ deutet die Themen des Zyklus an: die dortige Revolution, sowie die musikalische Autobiografie des '69 aus Rumänien emigrierten Alexander Balanescu (Co-Komponist Clare Connors).

Hier liegt vielleicht ein Problem: Zur Biografie Balanescus gehört eben auch die jahrelange Arbeit in der Michael Nyman Band. Trotz der folkloristischen Motive und Rhythmen, Synkopen und Off-Beats, ist die musikalische Sprache Nymans in „Luminitza“ allzu stark präsent, nebst Einflüssen anderer Minimalisten, allen voran wohl Terry Riley.

Doch den Balanescus fehlt es in groovy-dissonanten Motivwiederholungen und sattem Sound an Nuancen. Stets wird kräftig gestrichen, nein, gesäbelt, was das Zeug hält, eine eingängige Schroffheit herrscht vor, die natürlich ins Bein geht, beim Publikum für gute Stimmung sorgt. Sprecheinlagen „Revolution is great“, Drums, Streicher und Synthi vom Band als Begleitung sorgen für etwas Abwechslung, doch drängt sich der Vergleich zu Kronos auf, die spannender, innovativer mit diesen Mitteln und den Möglichkeiten ihrer Instrumente arbeiten (wenn auch nicht in Eigenkomposition).

In den Kraftwerk-Interpretationen, vor allem „Autobahn“, findet sich ein etwas vielschichtigeres Spiel, weiche Melodiebögen zur zickigen Cellibegleitung, Pizzi cato, Glissandi, hart geschlagene Töne. Insgesamt mußte der Abend des spielfreudigen Quartetts jedoch beweisen, daß Grenzüberschreitung nicht immer mit Vielseitigkeit und Innovation verbunden ist.

Niels Grevsen

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