: Kein Moral-Zeigefinger
■ Prävention: Jugendliche kennen Drogen
Was fehlt sind Alternativen zum Drogenkonsum
„Was würden Sie machen, wenn ihr Kind Alkohol trinken würde?“, fragt Rolf Günther, Psychologe und Mitarbeiter der Bremer Drogenberatung, besorgte Eltern, die zu ihm kommen, wenn ihr Kind z.B. Haschisch raucht. Im Rahmen der ,Europäischen Suchtpräventionswoche' berichtete das Drogenreferat im Ortsamt Neustadt/ Woltmershausen über seine Arbeit. Suchtprävention in Bremen heiße nicht: mit erhobenem Zeigefinger über verschiedene Drogen aufklären. Denn über die Entwicklungen im Drogenbereich wissen die Jugendlichen mindestens ebensogut Bescheid wie die Drogenberater. Was dagegen fehlt: Das direkte Gespräch mit den Jugendlichen, in welchen Situationen sie Drogen nehmen und warum. Für solche Gespräche können Schulklassen entweder das Drogenreferat besuchen oder dessen MitarbeiterInnen in den Unterricht einladen. Wichtig ist es laut Günther, Alternativen zum Drogenkonsum aufzuzeigen. Zwei Zukunftswerkstätten mit SchülerInnen der Klassenstufen 7 bis 10 mit dem Titel „Fantasien im Viertel“ haben dabei erste Alternativ-Projekte angeschoben.
Suchtprävention kann laut Drogenreferat gar nicht früh genug anfangen – besonders die Arbeit mit Eltern von Kindern der 5. und 6. Klassen müsse noch intensiviert werden. Gerade diese Eltern fühlen sich beim Thema Suchtprävention jedoch nicht angesprochen, weil sie damit nur Drogenstrich und Heroinabhängigkeit verbinden. Eltern können ihren Kindern besonders helfen, indem sie Lebensfreude und einen verantwortungsvollen Umgang auch mit Drogen vorleben: statt Aspirin lieber Entspannungsübungen. Und vor allem:Eine Atmosphäre schaffen, in der Probleme besprochen werden können. Deshalb will die Suchtprävention für den Umgang mit Alltagsdrogen sensibilisieren. „Wir müssen klar machen“, so Günther, „daß die Junkies auch schon vor ihrer Heroinabhängigkeit süchtig waren“. Deshalb wurde im Rahmen der ,Europäischen Suchtpräventionswoche' auch an zwei Bremer Schulen ein Theaterstück über's Rauchen gespielt. Elke Gundel
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