: Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine
Affären Argentinien/Spanien 1994, R: Betty Kaplan, D: Jennifer Conelly, Antonio Banderas
„Es geht nicht um die Geschichte, es geht um den Gesang, den Isabel Allende und Betty Kaplan anstimmen – und der ist mehr als das Libretto. Statt des revolutionären Leben-oder-Sterben geht es den Autorinnen um Lachen-oder-Weinen, was jedenfalls bei mir den Intensiveffekt hatte, daß das eine Auge lachte, das andere weinte.“ (epd) Ufa-Palast
Anna annA Schweiz/BRD/Luxemburg 1992 R:Greti Kläy, Jürgen Brauer
Die kleine Anna versteckt sich in einem Kopiergerät, gerät aus Versehen an den Startknopf und muß sich für den Rest des Films mit einem Zwilling aus der Maschine herumplagen. „Der ebenso spannende wie witzige Kinderfilm wurde mit viel Phantasie inszeniert. Dazu tragen vor allem die lustigen Pupppentrick - Passagen bei. Während sie sich zu Beginn mit Real - Szenen abwechseln, werden sie nach dem effektvoll dargebotenen Kopierspektakel zunehmend von dem aufregenden Verwirrspiel um die beiden Annas verdrängt.Je mehr Anna sich mit ihrer Doppelgängerin auseinandersetzen muß, umso mehr verliert das Phantasiereich um die Puppen an Bedeutung“(Reinhard Kleber) Kino 46
Asterix in Amerika BRD 1994 R:Gerhard Hahn
Asterix und Obelix machen sich auf die Suche – und entdecken zufällig die neue Welt: Amerika. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Europa katapultiert einen Zeichentrickfilm hinüber in der Hoffnung, daß die USA Europa als Trickfilm - Land entdecken möge“ (epd Film) Ut-Kino, Ufa-Palast
Die Bartholomäusnacht Frankreich 1994, R: Patrice Chéreau, D: Isabelle Adjani, Jean-Hugues Anglade
„Die einzigen, die garantiert nicht auf ihre Kosten kommen, sind Heinrich-Mann-Leser, die auf eine Verfilmung der „Jugend des Königs Henri IV“ hoffen. Man merkt schon: Kabale werden durchaus von der Liebe strukturiert, der angedeutete Inzest zwischen Margot und ihren langhaarigen 70's-Brüdern oder der zwischen Katharina und ihrem Sohn, dem Herzog d'Anjou, erhält weit mehr Raum als die Frage, wie sich eigentlich das Ausland, als Spanien, England und die Habsburger verhalten werden, wenn man Paris „etnisch säubert“, „protestantenfrei“ macht. Auch die genialste Besetzung in diesem Film, Virna Lisi als Katharina, deren wachsernes Vogelgesicht man ständig dräuend auf den Balustraden auftauchen sieht, handelt aus libidinöser Amtsanmaßung. Gevschichte als Triebschicksal.“ (taz) Gondel
Die Bettwurst BRD 1970 R: Rosa von Praunheim
Einer von den frühen Filmen von Praunheims, der damals als aufregender Tabubrecher gefeiert wurde: „Auch das nichtkommerzielle Kino hat seine Meister, ihr größter in Deutschland: Rosa von Praunheim“ lobte 1970 die FAZ seinen Film als „eine in Deutschland überaus seltene Mischung von künstlerischem Ideenreichtum, sozialkritischem Bewußtsein – und Humor.“ Und der Spiegel erkannte in der „grotesken und unterhaltsamen Trivialhandlung“ des Filmes gar „die Qualitäten eines seriösen, wohldurchdachten Soziogramms“. Denn die beiden Hauptdarsteller enthüllen in ihren „ungelenkten Dialogimprovisationen, Balzarien und Alltagsgewohnheiten jederzeit, was auch der Filmemacher in ihnen sieht: Sie sind leidende, durch ihrer Lebensumstände seelisch verkümmerte Existenzen.“Kino 46
Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol
Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilreichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminszenzen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New Wave - Filme der achtziger: Die Situation des Heteros unter Schwulen erinnert bisweilen an die Preussen unter Bayern oder an die Yuppies unter Punks. Im Grunde ist „Der bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein buddy movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd Film) City und UT-Kino
Cabaret USA 1972 R: Bob Fosse, D: Liza Minelli, Joel Grey, Michael York
Längst ein Klassiker und wohl das letzte Film-Musical, mit dem Hollywood die Zuschauer begeistern konnte. Schon bald danach floppte Scorseses „New York, New York“ und dadurch wurde das Genre endgültig zu Grabe getregen. Auch für Liza Minelli war der Film eher ein Endpunkt, obwohl er den Beginn einer großartigen Karriere zu makieren schien, aber so gut war sie nie wieder. „Wenn an diesem Film nichts weiter dran wäre als Liza Minnelli, dann hätte man schon einen Grund, ihn anzuschauen“ lobte damals die Münchener Abendzeitung. Aber der immense Erfolg des Films ist wohl nur dadurch zu erklären, daß alle Elemente so gut zusammenpaßten. Regisseur Bob Fosse, Joel Grey als der Zeremonienmeister und Michael York gelangten nur dieses eine Mal aus dem Mittelmaß in die Höhen der populären Filmkunst. Wie sie es schafften, ist wohl auch ihnen selbst ein Geheimis geblieben, den die nächsten zwanzig Jahre verbrachten sie alle mit immer verzweifelteren Versuchen, den Erfolg zu wiederholen. Kino 46
The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson
Und ewig prasselt der Regen, ewig schön pladdert er auf die pittoreske Stadtkulisse hernieder, in der sich gleichfalls schön zerfurchte Menschen herumschlagen. So aber ist der ganze, schöne Film: Bild um wunderhübsches Bild wird hier den Zuschauern um die Augen geschlagen – jedes einzelne so clever, so effektvoll stilisiert, daß sämtliche Charaktere zu Comicfiguren der dämlichsten Sorte erstarrt sind. Was hier als schicker „Trash“ für ein vermutlich trendbewußtes Teenie- und Twenpublikum verhökert werden soll, ist genau das: Trash, Müll – Altmetall statt Heavy Metal. Ufa Stern
Drei Farben: Rot Frankreich/Schweiz/Polen 1994, R: Krzysztof Kieslowski, D: Irène Jacob, Jean-Louis Trintignant
„Nach dem Blau der Freiheit und dem Weiß der gleichheit steht ROT, letzter Teil der an der Trikolore und den Idealen der französischen Revolution orientierten Drei Farben-Trilogie unter dem Motto der Brüderlichkeit. (...) ROT variiert vor allem anderen, als dominantes Thema und emotionale Grundfarbe, das Motiv der Einsamkeit. Schon zu Beginn, als programmatische Ouvertüre, geht ein Telefonanruf ins Leere. Nur noch das Telefon, fallweise von ihrem Anrufbeantworter vertreten, verbindet Valentine (Irène Jacob) mit ihrem Freund Michel. Es ist eine Beziehung auf Sichtweite, ebenso verfehlt wie naheliegend, als wären sie eines jener Traumpaare, von denen uns das Kino erzählt.“ (epd) Atelier und Casablanca (OL)
Eat Drink Man Woman Taiwan 1994, R: Ang Lee, D: Sihung Lung, Kuei-Mei Yang
„Recht ereignislos und ein wenig klischeehaft läßt sich diese Komödie an, um aber bald beträchtliches, ja: hongkongwürdiges Tempo vorzulegen. Blitzschnell geht es von einem Schauplatz zu amnderen, von einer Tochter zur nächsten, und wer nicht aufpaßt, kann in kurzer Zeit schon recht viel verpaßt haben. Und da geraten auch die scheinbar stabilen Konstallationen in muntere Verwirrung, und fast schon wie bei Shakespeare tut sich hinter der Welt des schönen bunten Scheins eine andere auf, nicht gerade abgründig, aber doch voll Bitternis und Wehmut.Schauburg
Der Elefantenmensch GB 1980 David Lynch D:John Hurt, John Gielgud, Anne Bancroft.
Eine schöne Seele, die in einem monströsen Körper gefangen ist. Das ist die tragische Geschichte des Elefantenmenschen, der tatsächlich am Ende des 19. Jahrhunderts lebte und ähnlich wie Kaspar Hauser einen der ersten weltweiten Medienrummel auslöste. (Michael Jackson hat auf einer Auktion sein Skelett erstanden). David Lynch verfilmte in seiner ersten Arbeit für ein Studio (nach dem zum großen Teil in seiner Garage gedrehten „Eraserhead“) das viktorianische Melodram mit einer Wärme und Zurückhaltung, die bei seinen späteren Filmen gänzlich verlorengehen. Gerade sein Film über einen „Freak“ hat in seinem Ouvre am wenigsten von einer Freakshow. Sein humanster Film ist in strengem Schwarzweiß suggestiv verfilmt und mit bemerkenswerter Behutsamheit mehr auf die menschlichen Dimensionen des Themas verweisend als an vordergründigem Horror interessiert. Cinema
Einsam, Zweisam, Dreisam USA 1994, R: Andrew Fleming, D: Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin, Josh Charles
Weil ihr Vorname ein wenig männlich klingt, wird die selbstbewußte Alex zusammen mit dem intellektuellen Eddy und dem Partylöwen Stuart ins selbe College-Appartment einquartiert. Da beginnen die Verwicklungen: Stuart will mit Alex ins Bett, Alex steht auf Eddy, Eddy wiederum auf Stuart. Ufa-Stern
Erdbeer & Schokolade Kuba 1993, R. Tomas Gutierrez Allea, Juan Carlos Tabio, D.Jorge Perugorria, Vladimir Cruz,
Noch bevor die große Flucht begann, hat Alea, der große Mann des kubaischen Kinos seine Liebeserklärung an sein Heimatland verfasst und die endet, wie könnte es anders sein, mit dem Abschied von Kuba. Eine aberwitzige, bisweilen melancholische Komödie über Kommunismus und Homosexualität, über Machismo und Katholizismus, über schwarze Magie und den schwarzen Markt, über John Donne, Vargas Llosa und Maria Callas, über Sonnenblumen und kaputte Kühlschränke. Filmstudio
Er hat 'ne Glatze / Darker Side Of Black D 1994 und Großbritaniien 1993
Zwei kurze Dokumentarfilme, die sich mit den politischen Aspekten der Schwulenbewegung auseinandersetzen. „Er hat ne Glatze und ist Rassist, er ist schwul und ein Faschist“ beschreibt die Faszination, die die Skinheads auf einige Schwule ausüben, und Isaac Juliens Film beleuchtet den homosexuellenfeindlichen Trend bei den Rap- und Reggaemusikern. Kino 46
The Flintstones – Familie Feuerstein USA 1994, D:Harold Ramis, John Goodman, Musik: B 52–s
Bereits der Soundtrack der Seniorenwaver B 52s läßt in seiner Bravheit Schlimmstes befürchten - zu hoffen bleibt, daß John Goodman , der ja auch mal richtig gute Bösewichte verkörpert hat, hier nicht endgültig auf Knallkopp - Charaktere abgestempelt wird. Ufa-Stern und UT-Kino
Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis D: Tom Hanks
Ein reiner Tor rennt durch die Zeitgeschichte der USA. Der dumme, unschuldige Forrest Gump ist zufällig immer gerade da, wo gerade Geschichte geschrieben wird. Von der Geburtsstunde des Rock'n Roll über die Bürgerrechtsbewegung und den Vietnamkrieg bis zu den zynischen 80ern und Aids – immer steht da ein linkischer, lieber Trottel mit auf der Weltbühne und macht sich auf alles seinen eigenen Reim. Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweijk und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis und Watergate verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typischen amerikanischen Helden. Europa, Schauburg, Muwi OL
Das Geisterhaus BRD/Dänemark/Portugal 1993 R: Bille August B: Bille August (nach dem Roman von Isabel Allende) D: Jeremy Irons, Meryl Streep, Glenn Close, Winona Ryder
Inzwischen ist sicher, daß Produzent Eichinger beim Pokern um Zuschauerzahlen mit diesem Film gut abgezockt hat. Was kümmern ihn da noch so treffende Verrisse wie folgender? „Daß die aufwendige Euro-Produktion mit ihrem Staraufgebot und ihrer populären Vorlage kein Risiko eingeht, daß sie so hoffnungslos kunstgewerblich ist, kann nicht wundern: Bernd Eichinger hat Pakete dieser Art in Serie zusammengeschnürt, die von ihm betreuten Literatur-Adaptionen von „Name der Rose“ bis zu „Salz auf unserer Haut, verbanden immer schon kulturelles Hintergrundrauschen mit inhaltlicher Schlichtheit. Aber am „Geisterhaus“ bestürzt dann doch die Unverfrorenheit, mit der der Fi lm über sein zeitgeschichtliches Sujet hinweggeht, die Erinnerung an reales Leiden auslöscht.“(Sabine Horst, epd)Gondel
Das Hochzeitsbankett Taiwan/USA 1993 R:Ang Lee
Der erste internationale Erfolg des Regisseurs von „Eat Drink Man Woman“ ist eine Gesellschaftskomödie darüber, wie junge, in den USA lebende, Taiwanesen ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe mit List und Tücke gegen die konservativen Eltern durchsetzten. Die vom soldatischen Vater erzwungene Hochzeit wird zur Farce, denn der Bräutigam lebt in einer festen homosexuellen Beziehung und die Braut lauert nur auf eine Aufenthaltsgenehmigung. Auf dem verschwenderisch ausgestatteten Hochzeitsbankett fliegen dann die Fetzen in schönster Komödientradition, die eher von Hollywood als aus Taiwan kommt. Gondel
I love trouble – Nichts als Ärger USA 1994, R: Charles Shyer, D: Julia Roberts, Nick Nolte
Julia Roberts contra Nick Nolte: „Aus diesem Geschlechter-Schlagabtausch hat Shyer ein zähes Krimikomödchen zusammengeschustert, das mit abgegriffenen Handlungsmotiven hausieren geht, doch dabei allenfalls sehnsüchtige Erinnerungen an legendäre Perlen aus der Hochzeit Hollywoods weckt. Shyers uninspirierte Regie, das einfallslos gewebte Drehbuch und Dialoge, denen trotz viel Geschwätz jeglicher Biß fehlt, geben einem faden Filmchen den Rest.“ (epd) Ufa-Palast und UT-Kino
Die Jungfrauenmaschine USA/D 1988 R:Monika Treut
Inzwischen der deutsche Klassiker des lesbischen Films, und deshalb gehört er zum Pflichtprogramm eines lesbisch-schwulen Filmfestes, auch wenn die gesammte Zielgruppe ihn schon auswendig kennt. Eine junge Frau flüchtet vor ihrem ehemaligen Liebhaber nach Kalifornien, wo sie den merkwürdigsten Frauen begegnet. Sie wird ihrer naiven Träume beraubt, bleibt aber doch neugierig genug, daß frau gespannt sein kann, was ihr als nächstes zustoßen wird.. Cinema
Juniors freier Tag USA 1994, R: Patrick Read Johnson, D: Joe Mentegna, Laura Flynn Boyle Und weiter geht die Reihe mit Familienfilmen über ach, so pfiffige kleine Kerlchen. Etwas dem Trend hinterher, den „Kevin“ vor gut zwei Jahren auslöste, trollt sich nun „Baby Bink“ über die Leinwand, entfleucht drei bräsigen Kidnappern und stolpert munter durch die Großstadt, um im Affenkäfig des dortigen zoologischen Gartens zu landen.Ufa-Palast und UT-Kino und UT-Kino
Das Kartell USA 1994, R: Philip Noyce
„Der von keiner Muse der Regiekunst geküßte Philip Noyce hatte auch schon Clancys erzreaktionäres Buch „Die Stunde der Patrioten“ verwässert und sich den Zorn des Autors zugezogen, jetzt, mit dem „Kartell“, hat Noyce sich selbst unterboten und den Vorlagenlieferanten an den Rand eines Herzkasperles getireben. Denn der stramme Rechtsaußen Clancy (“Waffen sind besser als Sex“) hatte in seinem Roman schön spannend dargelegt, wie das US-amerikanische Drogenproblem zu lösen sei: Mr. President schickt die Navy und die Air Force nach Kolumbien und bombt alle Kokainbarone in Grund und Boden. Über einen faschistischen Propagandafilm hätte man sich aufregen und die kalifornischen Ochsenfrösche an die Wand nageln können, bei einem 08/15-Actionfilmchen ist selbst gähnen zu anstrengend.“ (taz) Ufa-Palast und UT-Kino
Der Klient USA 1994, R: Joel Schumacher, D: Susan Sarandon, Tommy Lee Jones
„Mit Brad Renfro – er wurde in einer landesweiten Suche unter 5000 Jungen ausgewählt –, der eindrucksvollen Susan Sarandon und dem schön unterkühlt agierenden Tommie Lee Jones als ehrgeizigem Staatsanwalt hat Regisseur Schumacher aus einem lahmen Buch (Vorlage: John Grisham) einen spannenden, einen menschluchen thriller gemacht, dessen leise Zwischenmtöne nicht permanent von quietscheden Reifen und detonierenden Sprengkörpern übertönt werden. Autor Grisham kann mehr als zufriden sein. Ufa-Palast und UT-Kino
Naked in New York USA 1994, R: Dan Algrant, D: Mary-Louise Parker, Eric Stoltz
„Statt mal wirklich voll ins nackte Menschenleben zu greifen, die Sensatiönchen des Alltags aufzulesen und in ihrem absurden Aberwitz zu schildern – da verlegen sich die Filmemacher doch lieber auf die handelsüblichen Schablonen. Algrant ist zwar selbst erst gerade der Filmschule entwachsen, aber die Konventionen des Kinos hat er offenbar schon tief verinnerlicht. Der junge Held seiner Geschichte (Eric Stoltz) ist talentiert, aber natürlich zu ungeduldig und verzweifelt vorerst am Erfolgsdruck der Gesellschaft oder was auch immer – eine kaputte Familie samt nicht gehabtem Vater steht auch noch irgendwo nützlich im Hintergrund herum; die junge Heldin (Mary-Louise Parker) wächst natürlich rasch zur vernunftbegabten Erfolgsfrau, und so leben sich beide halt wieder auseinander. Das ist alles so richtig und wichtig und altersweise – daß es den Charakteren fast das letzte bißchen Leben austreibt. „Manche Mger. Für Kinder, die den ersten Teil noch nicht kennen, ist dieser Kinderkrimi mit zahlreichen Slapstickeinlagen und allerlei Klamauk vielleicht noch ganz witzig, aber für die kinokundigeren Kids ist Fröbe der einzig wahre Hotzenplotz. Atlantis
Nostradamus - der Film Deutschland/GB 1994, R: Roger Christian, D: Tchecky Karyo, Amanda Plummer
„Unter der Regie von Star-Wars-Requisiteur Roger Christians wird aus Jean-Jacques Annauds „Der Name der Rose“ abgekupfert. Nostradamus wird verkörpert von einem gewissen Tcheky Karyo, der vergeblich versucht, mit rotgeränderten Augen das Wirken diabolischer Kräfte vorzutäuschen. Auch die mangels erkennbarer Handlung eingestreuten derb-barocken Fickszenen verleihen Nostradamus nicht direkt den Hauch visionärer Größe. Selbst die Pestbeulen am Hals dahinscheidender Nebenakteure riechen nach Plaste & Elaste.“ (taz) Ufa-Stern
Out: Stories of Lesbian and Gay Youth Kanada 1993 R:David Adkin
Die Dokumentation über lesbische und schwule Jugendliche durchbricht die schmerzhafte und verletzende Stille, die die Suche nach sexueller Orientierung umgibt. Themen wie Entfremdung, Ignoranz, Isolation und Mißbrauch, alltägliche Schwierigkeiten der homosexuellen Jugendlichen werden genauso angesprochen wie die allgegenwärtige Präsenz von Homophobie. Kino 46
Pinocchio USA 1940, R: Walt Disney
Nach dem Welterfolg seines ersten langen Zeichentrickfilms „Schneewittchen“ (1937) steigerte Walt Disney die Faszination, indem er auf Collodis hölzernen Bengel Pinocchio setzte. In einer Kaskade von Rhythmen, Tönen und sich stimmungsmäßig wandelnden Farben reiht sich eine gelungene Überraschung an die andere. Eine der liebenswürdigsten Schöpfungen des Genres, die von Disneys späteren Produktionen (wie „Bambi“, „Fantasia“, „Dumbo“) nicht mehr übertroffen wurde. City
Sommer der Liebe D 1990 - 92 R:Wenzel Storch
„Als hätten die Monty Pythons LSD gefuttert“ schrieb der Tip zu diesem Film mit dem Unterttitel „die wahre Geschichte von Conny Cramer“, aber einige Göttinger Frauen fanden ihn garnicht witzig:im August meldete das Branchenblatt Blickpunkt Film: „die Frauen/Lesbengruppe „Die Wilden Spulen“ hat eine Kopie von Wenzel Storchs „Sommer der Liebe“ aus dem Göttinger Kino lumiere entwendet. Obwohl die Kritik den Film unter anderem als „komisches Meisterwerk“, „deutschen Kultfilm des Jahres“ und „schräge Hommage an dei 70er Jahre“ feierte, wollen die Frauen die öffentliche Aufführung des Filmes verhindern. In der Erklärung der Gruppe heißt es, das Werk sei „ein schlechter, pubertärer , sexistischer, brutaler, rassistischer und dummmer Film“. Cinema
Speed USA 1994 R: Jan De Bont D:Keanu Reeves, Dennis Hooper, Sandra Bullock
Auch aus lächerlichen Geschichten kann man gutes Kino machen: ein Bus rast fast den ganzen Film über mit 80 km/h über die Freeways von Los Angeles, weil ein Terrorist eine Bombe so angebracht hat, daß der Bus explodiert , wenn er zu langsam fährt. Infantiles Actionkino ? Natürlich, aber auf höchstem Nivea:“Ein Film, der seinem Titel vollauf gerecht wird, Cinema pur aus Hollywood. Eine Geschichte auf Bewegung reduziert. Gleich die Titelsequenz, in der die Kamera in einem Aufzugsschacht abwärts gleitet, und dabei die Titel, so plastisch, als seien sie in 3-D , kurz aufblitztn, entwickeln einen Sog, der den Zuschauer anschließend zwei Stunden lang nicht losläßt. Mit der Präzision eines Uhrweges läuft alles ab - Vorspiel, Drama, Nachspiel. (...) Die einzige Konkurenz in Sachen steigender Adrenalinspiegel für diesen Film sind die finalen drei Minuten von „The Wrong Trousers“ (Frank Arnold/ epd ) Ufa-Stern
Super 8 1/2 & No skin of my ass Canada 1990 u. 1993 R:Bruce LaBruce
Ein Skinhead, der mit Schwierigkeiten den samenverklebten Fängen eines schwulen Friseurs entkommt, nur um gleich darauf seiner militant-lesbischen Schwester in die Hände zu fallen. In der Fortsetzung wird dann der Ex - Pornostar Bruce für ein Kunstfilmprojekt angeheuert. Er glaubt an ein Comeback, wird aber nur von der Filmemacherin ausgenutzt. Die Filme basieren auf Geschichten von Richard Miles, die schon 1996 von Robert altman verfilmt wurden - damals allerdings in einer „enthommosexualisierten“ Version.Cinema
True Lies USA 1994, R: James Cameron, D: Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis, Tom Arnold
„Wie seit dem ,Terminator' üblich, ersteht Arnold aus dem aNichts, ist plötzlich da, keine Geschichte, nur ein Zustand, und zwar diesmal ein 007-artiger. Im Smoking stolziert er, sechs Sprachen mit österreichischem Akzent höflich nach allen Seiten sprechend, directamente durch die Waffenschieber-Party mit schöner Kunsthändlerin in den ersten Stock, wo sich die Software befindet, die Conan den Barbaren noch völlig überfordert hätte. The Arnold der Neunziger als Harry Taskel weiß, damit zu spielen, wie er auch mit der Schönen Tango zu tanzen weiß, die sich später als höchst verwoben mit den arabischen Terroristen erweist.“ (taz) Ufa-Palast
Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell
Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf dei bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Schauburg, UT-Kino und Casablanca (OL)
Wallace & Gromit USA 1994, R:Nick Park
„Mit Wallace & Gromit entwickelt der Trickfilmspezialist Nick Park ein Kinopaar, das gute chancen hat als die gekneteten Erben von Laurel & Hardy in die Filmgeschichte einzugehen. Wallace ist ein typisch britischer Spießbürger im Strickpullover und vollgestopft mit abgedroschenen Redensarten, Gromit ist sein kluger Hund, der Zeitung und das Handbuch für Hundeelektronik liest. In „The Wrong Trousers“ stürzt Park sein Heldenpaar in ein hanebüchenes Abeneuer mit ferngesteuerten Hosen, einem bösen Erzpinguin, Hundetränen und blauen Bohnen. Als großes Finale gibt es eine Verfolgungsjagd auf einer Modelleisenbahn (!), deren surrealer Witz an die Cartoons von Tex Avery erinnert. Bei all dem gelingt es Park seine Puppen so lebendig wirken zu lassen, daß man wirklich vom Film mitgerissen wird und das Plastilin dabei völlig vergisst. (taz ) Cinema
When A Man Loves A Woman USA 1994, R: Luis Mandoki, D: Meg Ryan, Andy Garcia.
... dann sieht das meistens so aus: Er geht darin auf, sie kämpft mit sich und der Dreifachlast Mann, Beruf, Kinder. Ja und dann – geht sie nicht auf Konfrontation, sondern trinkt. Und es wird immer schlimmer. So viel zum Stichwort „heile Familie“. Ufa-Stern
Wolf USA 1994, R: Mike Nichols, D: Michelle Pfeiffer, Jack Nicholson
„Wolf verzichtet auf die genreüblichen Make-Up- und Horroreffekte und vertraut auf die Darstellungskunst. Nicholson variiert seine früheren Erfahrungen aus Roger Cormans billigen Horrorstreifen und zitiert die Riege seiner bisherigen Bösewichter-Rollen. Die übrigen Darsteller geraten da allerdings zu Stichwortgebern; selbst Michelle Pfeiffer hat (wie schon als Hexe von Eastwick) einige Mühe, gegen den übermächtigen Nicholson anzuspielen. Eine im Vergleich zum klassischen Horrorfilm interessante Akzentuierung: War die Frau bisher das bedrohte Werwolf-Opfer, wird sie hier zu dessen Beschützerin.“ (epd) City/Ufa-Palast
Wolfsblut 2 USA 1994 R:Ken Olin
„Wolfsblut von 1990 war eine Verfilmung des Jack-London-Romans „White Fang“, der von der Domestizierung eines weißen Wolfes handelt. In der Diseny -Version wurde aus der Parabel über Darvinismus udn Gemeinschaftssinn eine Art Lassie in Alaska. „Wolfsblut 2“ greift diese erfolgreiche Tierfigur für eine neue Geschichte auf. (...) Ganz im Stil früherer Disney - Tierfilme hat auch „Wolfsblut 2“ eine eher dürftige Handlung und kurze, für Kinder nachvollziehbare Dialoge. Dafür nehmen epische Szenen mit großen Landschaften, schönen Tieren und viel Filmmusik breiten Raum ein“ (Thomas Brandlmeier/ epd) City
Zwei Millionen Dollar Trinkgeld USA 1994, R: Andrew Bergman, D: Nicolas Cage, Bridget Fonda
Eines Tages ißt Charlie zu Mittag in einem kleinen Coffee Shop und bemerkt, daß er nicht genug bei sich hat, um der netten Kellnerin Trinkgeld zu geben. Stattdessen zeigt er ihr das Lotterielos, das er gerade für seine Frau gekauft hat, und verspricht ihr die Hälfte seines eventuellen Gewinns. Er gewinnt tatsächlich – 4 Millionen Dollar. Und er hält sein Versprechen. Seine Frau platzt vor Wut. City
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