: Unterm Strich
Landgericht Berlin strikes back: Nachdem es lange Zeit so aussah, als würden alle Versuche, Winfried Bonengels „Beruf Neonazi“ zu beschlagnahmen, scheitern und der Dokumentarfilm so gewissermaßen seinem natürlichen Schicksal, dem allgemeinen Nachlassen der Aufmerksamkeit durch universelle Aufklärung und Zugänglichkeit, zugeführt, verbietet jetzt ein Gerichtsbeschluß jede weitere Verleihung und Aufführung. Schon verliehene Kopien müßten sofort aus den Kinos zurückgezogen werden, heißt es in dem am 15.10. zugestellten Beschluß, Begründung: Der Film sei zu einem Propagandamittel geraten. Damit stellt sich das Landgericht Berlin gegen eine frühere Charakterisierung seiner Staatsanwaltschaft, der Film sei „eine kritisch-realistische Darstellung aktueller neonazistischer Bestrebungen, die mit Mitteln filmischer Kunst dargestellt, unter die Lupe genommen und bloßgestellt werden“, sowie gegen das Landesgericht Dresden, das seine Aufhebung der Beschlagnahme folgendermaßen damit begründete: Der Film präsentiere die Nazi-Ansichten von Bela Althans „nicht in einer unterstützenden und beifälligen Art und Weise“.
Catherine Deneuve ist jetzt im diplomatischen Dienst – als „Botschafterin des internationalen Filmerbes“ der Unesco. Am Mittwoch war große Ernennung in Paris. Gleichzeitig trug Federico Mayor, der Generaldirektor der UN- Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, Deneuve den Vorsitz des Unesco- Fonds FIAF (Internationale Föderation der Filmarchive) an. Schlimmt steht's nämlich in den Archiven: Bis zum 100. Geburtstag des Kinos 1995 sollen Mayor zufolge mehr als drei Viertel der vor den fünfziger Jahren gedrehten Filme verschwunden sein, 60 Prozent der danach gedrehten drohe das gleiche Schicksal. 2,2 Milliarden Meter Zelluloid müßten restauriert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen