■ Politik, die gegen den Stachel löckt
: Überzeugungstäter

Als 1992 bekannt wurde, daß Wolfgang Templin Anfang der siebziger Jahre Stasi-Mitarbeiter war, schrieb sein Freund Reinhard Weißhuhn: „Wolfgang Templins Weg vom Überzeugungstäter für Partei und Stasi zum Überzeugungstäter gegen sie war lang. [...] Die Mühen der Schritte, vom Parteimitglied und Stasi-Spitzel über den Trotzkisten und den Friedensbewegten zum Mitbegründer der Initiative für Frieden und Menschenrechte kann vielleicht nur nachvollziehen, wer ähnliche Schritte selbt gegangen ist.“

Das Bündnis 90, dessen Bundessprecher Templin 1992 war, konnte nachvollziehen. Für die Partei wog die zentrale Rolle schwerer, die er in der Bürgerbewegung eingenommen hatte, und die Verfolgung, der er deshalb ausgesetzt war.

Templins politscher Weg war 1992 nicht beendet. In den letzten beiden Jahren sorgte er für Aufsehen durch seine Autorenschaft bei der Rechtspostille Junge Freiheit sowie sein Engagement für den neurechten Welt-Redakteur Rainer Zitelmann. Anfang Oktober firmierte er als Mitunterzeichner des „Berliner Appells“, in dem vor dem Bruch des antitotalitären Konsenses in Deutschland gewarnt und eine Hexenjagd auf Konservative und demokratische Rechte beklagt wird. Dieses Engagement trug Templin parteiintern heftige Kritik ein. Der Bundesvorstandssprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Ludger Volmer, ortete Templin „außerhalb dessen, was toleriert werden kann“.

Templin ist zur Zeit Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft 13. August.