: Sport macht nur Dreck
■ Tennisschläger, Skier und Surfbretter werden zu einem Umweltproblem, wenn sie kaputt sind / Spritze für Tennisbälle
Nach dem Berlin-Marathon sahen die Straßen aus wie eine große Deponie: Getränkedosen und Becher lagen zu Tausenden herum. Zwar ließ die Müllabfuhr den Dreck schnellstens verschwinden, doch klar ist: Sport macht Dreck. Vor allem die Sportgeräte stellen zunehmend ein Problem dar.
Für den Tennisplatz packt Eberhard Leclaire immer eine Spritze ein. Der Recklinghäuser Lehrer hat ein Verfahren entwickelt, mit dem er flüssiges Gummi in schlapp werdende Bälle spritzt. Das repariert den porösen Tennisball, mit dem Leclaire dann viermal so lange spielen kann. Normalerweise wandern Tennisbälle schon nach einigen Stunden Spiel auf den Müll.
Die Wiederverwertung ist kaum möglich. „Die Konsumenten interessieren sich für andere Dinge als die Recyclingfähigkeit“, weiß Hans Jägemann vom Deutschen Sportbund. Darum sind Naturstoffe wie Holz, Leder oder Metall, die kaum Probleme bereiten, längst aus der Mode. Überall setzen sich Kunststoffe durch. Jüngstes Beispiel: Der offizielle Fußball der Weltmeisterschaft war nicht mehr aus Leder, sondern aus einem Gemisch chemischer Fasern.
Werden die Sportgeräte hochgezüchtet, nehmen auch die Probleme zu. Tennisschläger werden inzwischen aus Glasfaser und Kunststoffen gewickelt und verschmolzen. Die kriegt niemand mehr auseinander. Solche Verbünde kann man allenfalls kleinmahlen und daraus Minderwertiges wie Gartenbänke oder Schallschutzwände herstellen.
Bei der Herstellung schon ans Recycling denken
Das macht auch die Ski-Industrie, wo viele Hersteller alte Bretter zurücknehmen. Glasfaserverstärkte Kunststoffe, wie sie bei Surfbrettern und bei kleinen und großen Booten vorherrschen, sind kleingemahlen bestenfalls für Spachtel- und Klebemassen, Preßteile oder als Verstärkungs- und Füllmaterial zu gebrauchen.
Die besten Voraussetzungen für Recycling schafft, wer schon bei der Produktion an die Entsorgung denkt. So hält es der Skischuh- Hersteller Nordica. Vier Kunststoffe, aus denen die Schuhschale besteht, können sortenrein getrennt und wieder in die Produktion gespeist werden. Der Innenschuh allerdings nimmt den gleichen Weg wie die Skier – beide landen auf dem Müll.
Da hilft nur, die Lebensdauer der Geräte zu verlängern: durch Pflege und Reparierbarkeit, durch Verkauf brauchbarer Stücke über Kleinanzeigen oder Second-hand- Läden. Und noch eins bringt's - Verzicht auf den letzten modischen Schrei. Stefan Becker/ötm
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen