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Zeiss: Ultimatum des Betriebsrates

■ Tumulte auf der Betriebsversammlung / Chef tritt zurück

Oberkochen (dpa) – Der Mann ist teuer, und er hatte es schwer, vor der Belegschaft zu sprechen, die gestern eine Betriebsversammlung einberief. 3.000 Arbeitsplätze des Traditionsunternehmens Carl Zeiss in Jena und Oberkochen sollen gestrichen werden – 15.000 in der ganzen Welt. Und Vertreter des IG-Metall-Betriebsrats befürchten, daß diese Zahl noch zu niedrig sei. Es könnten ihrer Meinung nach noch 1.700 weitere Arbeitsplätze wegfallen. Zeiss-Vorstandssprecher Jobst Hermann versuchte, das Gerücht vor der Betriebsversammlung zu dementieren. Aber ihm glaubt keiner mehr was. Er selbst ist gestern überraschend zurückgetreten und soll dafür drei Millionen Mark Abfindung verlangt haben.

Zwei Millionen Mark will die Carl-Zeiss-Stiftung, der die schlingernde Firma gehört, dem scheidenden Chef tatsächlich bezahlen – 250 Millionen müssen an anderen Stellen gespart werden. Die Nachricht sorgte für Tumulte unter der Belegschaft. „Es ging sehr laut zu“, sagte ein Mitglied des Betriebsrates. Das Gremium stellt dem Vorstand für heute 9 Uhr ein Ultimatum: Bis zu diesem Zeipunkt sollen der Belegschaft alle Daten des Gutachtens, auf dessen Grundlage die Entlassungen geplant worden sind, zur Verfügung gestellt werden. Ohne diese Unterlagen werde es an keinem der 16 inländischen Zeiss-Standorte Verhandlungen über Sozialpläne geben.

Außerdem will der Betriebsrat das Sanierungskonzept von eigenen Sachverständigen prüfen lassen. Er wirft Hermann vor, die Belegschaftsvertretung in sein Sanierungskonzept nicht einbezogen zu haben. Doch gewerkschaftliche Unternehmensberater will der Vorstand „nicht ins Haus lassen“, sagte ein Firmensprecher: „Wir haben den Betriebsrat jeden Monat informiert.“

Offenbar nicht ausreichend. Der Konflikt eskaliert. Warnstreiks sind angekündigt. Im Werk von Jena tauchten Transparente mit der Losung auf: „Bischofferode ist überall.“

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