: Index on Censorship
■ The magazine for free speech
Auf den heutigen Index-Seiten ist von einer Zensur die Rede, die man Zensur eigentlich nicht zu nennen wagt: Mord, Vergewaltigung und Krieg. Doch Gewalt und die Androhung von Gewalt läßt Menschen in Indien, Bosnien, Rußland und Algerien gleichermaßen schweigen über das, was ihnen oder ihren NachbarInnen angetan oder angedroht wird.
Das „Tagebuch aus Sarajevo" von Radha Kumar entwickelt ohne Schuldzuweisungen nach einer Seite und mit vorsichtigen Beobachtungen das Bild einer Stadt, die ihre Identität schon viel zu lange aus dem puren Überleben beziehen muß und im Druck der Verhältnisse hart – und muslimisch wie nie vorher – geworden ist.
Caroline Moorhead wirft einen Blick auf Indien, der großen asiatischen Demokratie, wo Recht und Gesetz nicht nur im Bürgerkrieg bedroht, sondern in Kashmir und dem Punjab von Staats wegen schon längst ausgehöhlt und zusammengebrochen sind. Nicht nur hier sondern auch in Algerien haben westliche Interpretationen, sprich Interessen, der eigenen Öffentlichkeit den Ernst der Lage aber auch Problemlösungsmöglichkeiten lange verschwiegen.
Irena Maryniak stellt das literarische Journal Glas vor, das neue russische Texte in englischer Sprache druckt und seine jüngste Ausgabe mit dem Titel „Jews and Strangers“ dem Thema „Außenseitertum“ gewidmet hat. Es zeigt, wie wenig sich die Vorstellungen davon in Rußland verändert haben.
Uta Ruge, London
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen