: Unterm Strich
Wie die Zeitschrift Variety meldet, soll der chinesische Filmemacher Zhang Yimou am 28. Oktober nun doch mit den Dreharbeiten zu seinem Film „Shanghai Triad“ beginnen können. Eine Zeitlang hatte es geheißen, Yimou dürfe keine internationalen Produktionen und womöglich in den nächsten fünf Jahren überhaupt keine Filme mehr drehen, keine ausländischen Festivals bereisen und so weiter (taz vom 23. September). Die „Lösung“ besteht nun darin, daß ausgerechnet die maroden Shanghai Studios den Film unter ihre erdrückenden Fittiche nehmen werden. Und damit – hoppla! – ist es dann keine ausländische Produktion mehr. Der Leiter der Studios, Zhu Yongde, verkündete, sie hätten 1,2 Millionen Dollar in das Projekt investiert (worum die ursprüngliche Produktionsfirma, die französische UGC, sie natürlich keineswegs gebeten hatte). UGC erhält die ausländischen Rechte. Zhu Yongde bestritt beleidigt, Zhang hätte selbst Geld zuschießen müssen. Man habe doch selbst! Man sei gut und gern in der Lage, großangelegte Produktionen zu handeln! (Was Blödsinn ist. Man hat gar nüscht).
Die Dreharbeiten zu Zhangs anderem Film „Temptress Moon“, einer Liebesgeschichte, die in den 20ern spielt, haben Anfang August begonnen, und sind bislang offenbar lediglich davon behindert worden, daß der Regisseur mit seiner Hauptdarstellerin Wang Chingying nicht mehr einverstanden war, die übrigens an der Seite von Leslie Cheung (der „Konkubine“) spielen sollte.
Die 28. Hofer Filmtage eröffneten gestern abend mit Vivian Naefes Komödie „Man(n) sucht Frau“. Wie gehabt liegt auch in diesem Jahr der Schwerpunkt des Festivals auf deutschen Produktionen, und warum auch nicht. Von den 35 Produktionen, die in diesem Rahmen vorgestellt werden, stammen nur drei von bekannteren Regisseuren: Hans C. Blumen-
berg, Michael Klier und den Dokumentaristen Rischert, Karnick und Richter. Wie schon in Venedig wird auch hier Rainer Werner Fassbinders Fernsehproduktion „Martha“ gezeigt, nach der man sich nie wieder in die Sonne legen möchte – oder jedenfalls nicht neben Karl Heinz Böhm. Es handelt sich um die deutsche Erstaufführung der Kinofassung.
Tim Burton, der Mann, der den weit unterschätzten Edward Scissorhands machte, und natürlich „Batman“ und jetzt auch eine ganze Weihnachts-Animationsgeschichte, wird in größerem Stil retrospektiviert. Mit von der Partie Peter Jackson, der unlängst noch Braindead war und der in Venedig plötzlich und unerwartet die wirklich reizende, mädchenpensionatshafte Verfilmung eines realen Mordfalles präsentierte. Sie hieß „Heavenly Creatures“ und zeigt zwei junge Mädchen, die eine reich, die andere brünett, die sich in verschiedene Rosengärten und Heldenszenarien hineinwirtschaften, dabei ein kleines bißchen lesbisch werden und schließlich die Mutter der kleinen Brünetten erschlagen müssen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Kanada, mit einem nicht uninteressanten neuen Film von Denys Arcand, der „Love and Human Remains“ heißt und sowohl ein höchst spannender Thriller ist der wirklich thrillt, zugleich aber auch eine unprätentiöse Übung in Gender Studies. Zum Beispiel sitzen auf der Couch zum Nachmittagscafé eine Hetera, ihr lesbischer One-night-stand und ihr schwuler Mitbewohner. Als niemand etwas sagt, beugt der sich zur Lesbe vor und fragt in englischen Plauderton: „So! Liza tells me you're gay!“ So wie man höflich fragt: Oh! Ich höre, Sie sind im Verpackungsgeschäft tätig! Und so weiter. Hinzu kommt Neues von Egoyan, Bruce MacDonald und Peter Mettler.
Die 10. Berliner Kinderkinotage finden übrichstens vom 12. bis 20. November statt. Dem besten Film winkt ein rosaroter Propeller.
Die durchaus nicht ohne guten Ruf dastehenden Londoner Ealing Studios sind unter dem Druck der Shepperton Studios, die ja nun – wie letzte Woche berichtet – von den Scott-Brüdern gekauft werden sollen, in die Knie gegangen. Noch drehen Miramax und Franco Zefirelli dort Jane Eyre, vor dem Ihrer heutigen Kurzmelderin schon einigermaßen graust.
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