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Eine Party für Japans korrupteste Politiker

■ Abgehalfterte Politiker kamen in Tokio zu einem Umweltgipfel zusammen

Tokio (taz) – Drei Tage im Tokioter Prince Hotel mit Reise, Kost und Logis frei – wer sagt da nein? Doch nicht ein Professor Dr. Ansgar Vogel vom Bonner Umweltministerium oder ein Barber Conable, seines Zeichen ehemaliger Weltbankpräsident. Da kommen sie dann aus aller Welt, wie Maurice Strong, dessen Lorbeeren als Generalsekretär des Umweltgipfels in Rio 1992 längst verwelkt sind, oder der ehemalige Umweltminister Indonesiens oder der alte Außenminister Chinas. Nur: Was tun mit all den großen Namen in einem Tokioter Luxushotel?

Das wußte keiner besser als Noboru Takeshita, der den illustren Haufen zusammengetrommelt hatte: „GEA – Tokyo Conference on Global Environmental Action“ nannte er seine Veranstaltung, die er zum großen Teil aus eigener Tasche bezahlt hatte. Freilich, auch Takeshita ist ein Ehemaliger: japanischer Premierminister von 1987 bis 1989. Damals mußte er zur Schande der Nation aufgrund einer abscheulichen Korruptionsaffaire mit der Firma Recruit zurücktreten. Doch Macht verliert man in Japan nicht mit dem Amt. Takeshita wirkte weiter, nun im Hintergrund, und behielt dabei seine Freunde, unter anderem Weltbankpräsidenten und Bonner Beamte. Gemeinsam verhalfen sie Takeshita nun zum Comeback vor der japanischen Öffentlichkeit – als weltweit akklamierter Umweltaktivist: „Wir begrüßen die japanischen Initiativen und Japans Führungsrolle als ein Modell für den Rest der Welt für eine umweltfreundliche Entwicklung“, unterschrieben Maurice Strong und die übrigen Hotelgäste am Mittwoch eine siebenseitige „Tokioter Erklärung“ – das war der Preis für den Gratistrip nach Tokio.

Schon gilt Takeshita, der in Japan Lüge, Betrug und Skrupellosigkeit symbolisiert, wieder als einflußreichster Politiker der Japan erneut regierenden Liberaldemokratischen Partei. Weshalb übrigens alle großen Zeitungen in Japan nicht über die Hotelveranstaltung berichteten – zum Trost der erneut mißbrauchten Umwelt. Georg Blume

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