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Der Regisseur als Gardrobier

■ Kunstsinniger Verein: Das „Kellertheater Hamburg“ feiert sein 40jähriges Jubiläum

Parteipolitik auf der Bühne und Stücke, „in denen die Fetzen fliegen“, sind nicht erwünscht. Aber ansonsten wird im Kellertheater am Karl-Muck-Platz alles gespielt, was den Regisseuren und Darstellern dieses kleinen Amateurtheaters gefällt und wichtig ist. Das bunte Programm beinhaltet Kinderstücke wie Der Kleine Vampir genauso wie Komödien und ernstere Stücke für Erwachsene. Ein absoluter Dauerbrenner, der schon seit Wochen den kleinen Vorstellungsraum für einhundert Zuschauer bis auf die letzten Stühle füllt, ist Tabaluga, ein Musical für Kinder und Erwachsene nach der Musik von Peter Maffay, das Günter Karl inszenierte.

Von solchen Erfolgen lebt dieses kleine Amateurtheater, das als privater Verein fast keine Subventionen von der Stadt erhält und sich nur aus dem Eintrittsgeld der Zuschauer finanziert. Und Gage bekommen die Regisseure und Schauspieler auch nicht. Sie nehmen sogar nebenbei noch den Gästen an der Garderobe die Mäntel ab und müssen beim Kulissenschieben mitanfassen. Die 119 Vereinsmitglieder, die verschiedensten Alterstufen angehören und unter denen sich neben Bankdirektoren auch Schüler und Hausfrauen finden lassen, zahlen mit zehn Mark Vereinsbeitrag im Monat für ihre Arbeit sogar noch drauf.

1954 wurde das Theater, das vom 30. Oktober bis zum 5. November sein vierzigjähriges Jubiläum feiert, von ein paar Enthusiasten gegründet, die zum großen Teil noch immer dabei sind. Die Gruppe, die sich damals die „Optimisten“ nannte und die mit Lesungen und kleineren Kabarettstücken anfing, vergrößerte sich bald und präsentierte 1959 als erstes Theaterstück den Zerbrochenen Krug von Kleist. 1970 schlossen sich die „Optimisten“ mit der Amateurtheatergruppe „junge schauspielbühne hamburg“ zusammen und nannten sich „Kellertheater Hamburg“.

Zum Auftakt der Festwoche gibt es am Sonntag einen Tag der offenen Tür. Von 13 bis 18 Uhr sind alle Theaterinteressierten eingeladen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, Bühnenluft zu schnuppern, verschiedene Lesungen zu lauschen oder sich die Ausstellung von Fotos aus vergangenen Aufführungen anzuschauen. Ab Montag geht es weiter mit einem vielseitigen Programm aus Theatervorstellungen, öffentlichen Proben und Workshops. Ein Höhepunkt soll die Premiere des Stückes Der Kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry am Dienstag abend werden. Zum 50. Todestag des verschollenden Dichters inszenierte Günter Karl dieses Märchen für Erwachsene. Martje Schulz

Informationen und Kartenvorbestellungen: 440298 oder 453326

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