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Nur Flickschusterei

■ Erste Krankheitsfälle gemeldet / Polizeipräsidium mit Asbest verseucht / Sanierung zweifelhaft / Kommt doch ein Neubau?

Im asbestverseuchten Hamburger Polizeipräsidium sind fünf Polizeibeamte an Asbest-Staublungen erkrankt. Zwei Mitarbeiter der Landespolizeiverwaltung (LPV) hätten mittlerweile bei der Landesunfallkasse Anträge auf Anerkennung von Asbestose gestellt. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ (WamS). Derzeit werde geprüft, ob sich die Mitarbeiter die Erkrankung durch ihre Tätigkeit im Polizeihochhaus zugezogen haben oder ob die Ursache woanders liegt.

Asbestose ist eine tückische Lungenkrankheit, die durch Asbestfasern ausgelöst wird. Wenige Partikel reichen aus, wenn diese sich in der Lunge festsetzen, um nach mehreren Jahren Lungenkrebs auszulösen.

Wie berichtet, war 1987 bei Sanierungsarbeiten im Polizeihochhaus festgestellt worden, daß beim Bau des Betonklotzes in den 50er Jahren Unmengen an Asbest zur Brandisolierung verarbeitet worden waren. Die Sanierung des Präsidiums wird mittlerweile auf mindestens 300 Millionen Mark geschätzt – Ergebnis ungewiß. Denn das Problem bei sogenannten „Asbestsanierungen“ ist immer, daß die Sanierung fehlschlagen kann und anschließend mehr Asbestfasern durch die Luft wirbeln als vor der Sanierung - so wie beim Iduna Hochhaus, das für 40 Millionen Mark von der DG-Bank „saniert“ wurde und nun abgerissen werden muß.

Und auch im Falle des Polizei-Präsidiums stellt sich inzwischen die Frage, ob es nicht billiger ist, ein neues Polizeihochhaus in Alsterdorf zu bauen, als den häßlichen grauen Betonklotz zu entseuchen. In der vorigen Woche hat Innensenator Hartmuth Wrocklage eine Entscheidung über diese Frage allerdings bis Ende 1995 ausgesetzt. Bis dahin soll eine „Planungsgruppe Polizeipräsidium“ zusammen mit externen Gutachtern klären, welche Anforderungen an einen Neubau zu stellen sind und wieviel Geld er kosten wird.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist auch eine Asbestsanierung, die nach Direktive der Baubehörde eigentlich schon längst begonnen haben sollte, auf Eis gelegt. Bis dato wird Flickschusterei betrieben: Lediglich akute Gefahrenquellen werden beseitigt.

LPV-Chef Klaus Lembach zur WamS: „Wir hegen natürlich große Hoffnungen auf einen Neubau. Wenn jetzt die Anweisung zur Sanierung ergeht, ist an einen Neubau nicht mehr zu denken.“

Kai von Appen

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