Benno, Ronny und der Kurt

■ HSV-Trio bei Pressekonferenz vor Leverkusen-Spiel gut drauf

Da sage noch einer, der Hamburger Sport-Verein sei nicht volksnah. Auf der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen (morgen 15.30 Uhr) war nicht nur der taz-Mitarbeiter verblüfft, als ihn urplötzlich eine Hand berührte und er in das grinsende Gesicht von HSV-Präsident Ronald Wulff blickte. Es sollte nicht die letzte Überraschung gestern mittag bleiben.

Nicht nur, daß der HSV weiter versucht von seinem Snob-Image loszukommen, nein der Club von der Rothenbaumchaussee versteht es auch, durch Ideenreichtum im PR-Bereich zu überzeugen. So wurde mit Andreas Fischer ein Mann präsentiert, der im letzten Jahr noch für Leverkusen kickte. Fischer, dem man deutlich anmerkte, daß er sich den Medien nicht unbedingt aufdrängen mag, wirkte aufgrund der ungewohnten Rolle sympathisch verunsichert. „Beide Teams sind zunächst einmal Bundesliga-Mannschaften“, lautete sein sachlich richtiges, wenngleich wenig prickelndes Statement auf die Frage nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten beider Teams. Mit dieser Antwort hatte er allen Medienvertretern jegliche Illusionen geraubt, irgend etwas Sensationelles aus dem Munde des Blondschopfes zu erfahren.

Da keine weiteren Fragen folgten, nahm Pressesprecher Kurt Emmerich die Sache in die Hand und löcherte den kürzlich 30 Jahre alt gewordenen Mittelfeldspieler – wahrscheinlich mußte er alleine feiern, weil alle anderen Mitspieler mit Uli Steins Wiegenfest befaßt waren – in Eigenregie.

HSV-Trainer Benno Möhlmann nahm dies zum Anlaß, den einstigen Radio-Mann wieder einmal zu triezen. „Gibt es in Leverkusen eigentlich auch einen Pressesprecher, der den Journalisten die Arbeit abnimmt?“, lautete seine nicht ganz ernstgemeinte Frage an Fischer. Die Lacher waren dem Übungsleiter sicher und drückten zudem die Stimmung aus, die während der gesamten Versammlung zu spüren war: Optimismus, Zuversicht und die Freude, endlich wieder ein Spitzenspiel im Volksparkstadion austragen zu dürfen.

Stefan von Leesen