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Private Jobvermittler ohne Jobs

Seit zwei Monaten mischen private Unternehmen bei der Arbeitsvermittlung mit, doch die Geschäfte laufen nur schleppend / Arbeitsämter verfügen über größere Datenbanken  ■ Von Barbara Dribbusch

Berlin (taz) – Geschäftsführer Klaus Tappe von der Tappe Engineering Services GmbH hatte sich seine neue Tätigkeit eigentlich anders vorgestellt. Vor zwei Monaten ging er in Berlin als der erste lizensierte private Arbeitsvermittler durch die Lokalpresse. Jetzt muß Tappe eine karge Bilanz ziehen: aus der großen Schar der fast 1.000 BewerberInnen und InteressentInnen konnte er lediglich einer einzigen Arbeitskraft einen Job vermitteln – in seinem eigenen Büro. „Die Erfolgsquote geht gegen null“, resümiert Tappe. So geht es vielen seiner neuen Berufsgenossen.

1.050 private Jobvermittler haben bislang eine entsprechende Lizenz der Bundesanstalt für Arbeit (BA) erworben. Doch die anfängliche Euphorie ob des neuen Marktes ist längst der Ernüchterung gewichen. „Der Mittelstand ist noch nicht soweit, daß er Stellen an private Arbeitsvermittler abgibt“, mußte Tappe feststellen. 600 Firmen hatte der Wirtschaftsingenieur direkt angeschrieben und nach Jobs „im technischen Bereich“ gefragt. Die Resonanz war gering. Viele Firmen hätten genug Blindbewerbungen auf Lager, um bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können, meint Tappe. Wie viele seiner Berufsgenossen hatte er das neue Geschäft nur als Nebenjob geplant. Hauptberufliches Standbein bleibt sein Ingenieurbüro.

Auch Meinrad Müller von der Alpenland GmbH in Grafrath bei München ist ernüchtert. Müller, hauptberuflich Geschäftsführer eines Aktenvernichtungsunternehmens, hatte schon vor einigen Monaten den „Verband privater Arbeitsvermittler und Personalberater“ gegründet. „Ich prophezeie ein großes Arbeitsvermittler-Sterben“, sagt Müller heute. Zu teuer sei es für viele Vermittler, via Inserat freie Stellen zu akquirieren und ebenfalls via Inserat passende Bewerber zu finden. Müller sucht jetzt erst mal über Anzeigen potentielle Jobsuchende, die er in eine Datenbank aufnehmen will. Über die Zahl seiner erfolgreichen Vermittlungen schweigt er sich aus.

Die großen Zeitarbeitsfirmen allerdings haben sich recht kostengünstig in das Vermittlungsgeschäft gestürzt. Sie verfügen längst über die Unternehmenskontakte und hoffen, durch die Jobvermittlung einfach nur doppelt kassieren zu können: einmal die Provision bei der Überlassung von Arbeitskräften auf Zeit, und zum anderen die Provision, wenn Jobsuchende dauerhaft vermittelt werden. Vermittler dürfen eine Provision nur vom Arbeitgeber nehmen. Bei der Zeitarbeitsfirma Adia haben nach Firmenangaben mehr als 2.000 Unternehmen und 6.000 BewerberInnen Interesse an Stellenvermittlungen bekundet. Etwa 20 Prozent der BewerberInnen wurden von Adia als Führungskräfte, 74 Prozent als Fachkräfte und sechs Prozent als Hilfskräfte eingestuft.

Angesichts der drohenden privaten Konkurrenz ging die BA im September in die Offensive. Rund 6.300 Vermittler von den Arbeitsämtern machten bis Mitte Oktober 147.600 Betriebsbesuche. Von den damit geworbenen 66.800 offenen Stellen konnten 29.248 Jobs vergeben werden. Vor allem im Handwerk, im Handel und bei den Dienstleistungen wurden die suchenden Vermittler fündig.

Ob der einmaligen Aktion der Arbeitsämter aber auch weiterhin verstärkte Vermittlungsanstrengungen folgen werden, ist fraglich. In der Behörde mit mehr als 100.000 MitarbeiterInnen sollen in den kommenden drei Jahren 5.400 Stellen gestrichen werden. Daher bastelt man in der BA an rationelleren Vermittlungsmethoden. Denn die Arbeitsämter verfügen immer noch über die größten Datenbanken mit offenen Stellen und Bewerbern. Jede dritte offene Stelle wird hier gemeldet, 75 Prozent werden erfolgreich besetzt.

Klaus Clausnitzer, Arbeitsvermittlungs-Chef bei der BA, träumt von einem elektronischen „Arbeitgeber-Informationssystem“ (AIS), einer Datenbank, in der die genauen Profile der Jobsuchenden mit Kennnummern gespeichert sind. „Die Arbeitgeber könnten sich so ganz direkt über das Kräfteangebot informieren“, schwärmt Clausnitzer. Ob aber jeder Jobsuchende in solch eine Datenbank eingespeist werden will, ist fraglich. Auch manchem Vermittler in den Arbeitsämtern wird angesichts der Rationalisierungs-Idee mulmig. „Wir müssen denen die Sorge nehmen“, so Clausnitzer, „daß sie selbst dann überflüssig werden könnten.“

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