: Vom Sofaplatz ins Kunstmuseum
■ Kunsthalle: Ausstellung von Leihgaben aus der Sammlung Onnasch für die Kunstinsel
Der Rohbau der Kunsthallenerweiterung ist fertig, ob später genug Geld für gute Ausstattung der neuen Hülle mit Kunst da ist, bleibt ungewiß. Da kommt der hanseatischen Sparsamkeit das Bremer Modell des Weserburg-Museums als Sammlermuseum ganz vorbildhaft vor. Um den Neubau zu einem umfassenden Museum für Gegen-wartskunst zu machen, sind auch hier die Großsammler gefragt.
Mit zehn Sammlern ist Kunsthallenchef Uwe M. Schneede noch im Gespräch – Namen und Werke will er aber vorläufig strikt geheim halten. Doch manche bedeutende Leihgaben aus Bereichen, die bisher in der Kunsthallensammlung nicht vertreten sind, hat sich der Direktor schon sichern können.
So fehlten bisher die großen Namen der amerikanischen Nachkriegsmalerei und auch Fluxus und Nouveau Realistes sind wenig vertreten. Hier wird die Berliner Sammlung Onnasch für zehn Jahre mit 25 amerikanischen Werken aushelfen, deren Versicherungswert eine mehrstellige Millionensumme bedeutet. Als Vorgeschmack sind seit Sonntag sechs große Arbeiten aus der Sammlung auf Probe zu sehen.
Allein in einem Raum sorgen drei Gemälde von Clyfford Still für noch immer eindrucksvolle Vibrationen aus der Glanzzeit des Abstrakten Expressionismus in den Fünfziger Jahren, in denen die Bildfläche selbst das Aktionsfeld der Maler wird. Dazu drei weitere Klassiker der Moderne: von Farbfeldmaler Barnett Newman The World II von 1954, von Franz Kline die schwarze Zinc Door von 1961 und Pilgrim von Robert Rauschenberg, in dem 1960 durch die Einfügung eines ordinären Küchenstuhls der Übergang zur Pop-Art anklingt.
„Ich komme eigentlich durch die Galerie zur Sammlung. Es ist alles das, was nicht verkauft wurde.“ Halb ironisch und halb zutreffend beschreibt der Berliner Wohnungsbauunternehmer Rainer Onnasch seinen Weg zu einem der bedeutendsten Kunstsammler Deutschlands. 1969 hatte er in Berlin, ein Jahr später in Köln und 1971 in New York eine Galerie eröffnet und so eine Glanzzeit der amerikanischen Kunst begleitet. 1976 beendete er seine Galeristentätigkeit, blieb aber Sammler.
Doch anders als der Aachener Schokoladenfabrikant Ludwig ist sein Name nicht so sehr in aller Munde, kooperieren Rainer und Ute Onnasch lieber mit Museen, als daß sie den Bau eigener Museen für sich fordern. „Die Sammlerpersönlichkeit wird bei manchen doch oft wichtiger als die Sammlung...“ und das ist nicht Sache des eher zurückhaltenden Berliners, der sich von dem weißen Bild Clyfford Stills von 1953 erst nach langen Gesprächen mit seiner Frau trennte, hing es doch daheim über dem Sofa.
In Hamburg bietet Uwe M.Schneede den Bezug zur Romantik an, aus der sich nach der Theorie von Robert Rosenblum die Moderne nährt. So lohnt sich ein Vergleich von Newmans blau-schwarzen Farbstreifen mit ähnlichen Farbzonen auf Caspar David Friedrichs Meeresufer im Mondschein und stellt so über die Präsentation von Weltkunst hinaus regionale Bezüge her. Hajo Schiff
Bis 29. Januar
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