: Haft gegen Cannabis-Verkäufer
■ Erneute Razzia im Harburger Coffee Shop „Yaqui“ / Betreiber in Haft / Kieler Initiative zur Freigabe des offenen Haschisch-Deals Von Kai von Appen
Hamburgs Polizei hat erneut zu einem Schlag gegen den offenen Haschisch- und Marihuana-Handel ausgeholt. Eine Woche nach der Razzia im Coffee-Shop „Yaqui“ stürmten Drogenfahnder am Dienstag abend abermals den Laden in der Harburger Denickestraße und nahmen die Betreiber Rigo Maaß und Oliver Hönck fest. Gegen beide wurde vom Amtsgericht gestern Haftbefehl erlassen.
Die Vorkämpfer des freien Cannabis-Verkaufs in Hamburg hatten schon im Frühjahr das Bistro „Buffy“ eröffnet, in dem Marihuana und Haschisch in kleinen Mengen für 10 bis 20 Mark pro Gramm offen über den Tresen wanderten. Als das Duo mit seiner Aktion an die Öffentlichkeit trat, schloß das Ordnungsamt nach einer Razzia das Bistro und entzog den beiden die Konzession.
Schon damals kündigten Rigo Maaß und Oliver Hönck an, daß sie weiter für die Legalisierung von Canabisproduktenmachen kämpfen wollten. Über eine Mitstreiterin verschafften sie sich eine neue Lizenz und machten vor drei Monaten das „Yaqui“ auf. Auch in diesem Coffee-Shop florierte bald der Handel mit den Rauschmitteln. Drei Monate brauchte die Polizei, bis sie dem Canabis-Trio auf die Schliche kam. Am vergangenen Dienstag dann der erste Schlag: Drogenfahnder durchsuchten das „Yaqui“ und stellten 600 Gramm Haschisch und Marihuana-Produkte sowie eine Aufzuchtanlage für Cannabispflanzen sicher (taz berichtete).
Auch diese Polizeiaktion ließ Maaß und Hönck unbeeindruckt. Sie machten keinen Hehl daraus, daß der Handel uneingeschränkt weiter gehen werde. Er wurde lediglich ein wenig mehr getarnt. Als das Ordnungsamt Maaß und Hönck für das „Yaqui“ Hausverbot erteilte, distanzierte sich die Konzessionsinhaberin, bei der es sich nach Auffassung der Polizei um eine „Strohfrau“ handelt, zwar öffentlich vom Cannabis-Handel und feuerte offiziell ihre Partner, doch in der Tat standen Hönck und Maaß weiter hinter der Rauschmittel-Theke.
Am Dienstagabend daher Schlag zwei: Fahnder überprüften aus dem Lokal kommende Gäste und stellte bei vier Männern insgesamt 20 Gramm Haschisch und Marihuana sicher. Polizeisprecher Hartmut Kapp: „Es bestand weiterhin der Verdacht des gewerbsmäßigen Handels mit Cannabis“. Die Drogenfunde bei den „Yaqui“-Kunden gaben den Fahndern die Handhabe, erneut den Coffee-Shop heim- und zu durchsuchen. Kapp: „In diesem Fall hatten sie die Eingangstür verschlossen und wollten die Polizei nicht reinlassen. Die Kollegen haben sich mit Nachdruck Einlaß verschafft, wobei eine Fensterscheibe zu Bruch ging.“ Bei der Razzia stöberten Polizisten 240 Gramm verkaufsfertiges abgepacktes Haschisch und Marihuana, Verpackungsmaterial, Rauschutensilien und Preislisten auf. Hönck und Maaß wurden festgenommen und gestern dem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete. Gerichtssprecher Axel Gärtner zum harten Vorgehen: „Es besteht der dringende Tatverdacht der Einfuhr und des Verkaufs nicht geringer Mengen Haschisch.“ Laut Gärtner ist das nach der derzeitigen Rechtslage ein „Verbrechen“, was mit Gefängnis nicht unter zwei Jahren bestraft werde. Daher bestünde Fluchtgefahr, auch wenn es sich um „Überzeugungstäter“ handele.
Während nach Angaben von Polizeisprecher Kapp auch in Zukunft die Hamburger Polizei konsequent gegen den gewerbsmäßigen Cannabis-Handel vorgehen wird, kündigte Schleswig-Holsteins SPD-Gesundheitsministerin Heide Moser eine weitere Initiative zum lizensierten Verkauf von Haschisch in Coffee-Shops nach holländischem Vorbild und zur Haschisch-Freigabe an. Moser: „Ich möchte prüfen lassen, wo es Rechtsänderungen geben muß, welchen Anpassungsbedarf es bei der Rechtsausübung gibt und welche Möglichkeiten für Modellvorhaben vorhanden sind oder geschaffen werden müssen.“
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