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Diele gegen Dichte-Streß

Kommunikations-Zentrum statt Wohnungsbau. Das ist der Kern des neuen Sanierungskonzepts für das Karo-Viertel, das die Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) jetzt mit Bewohnern diskutiert.

In den vergangenen fünf Jahren ist die Bevölkerung im Viertel um 21 Prozent gewachsen. Angesichts des aufkommenden „Dichte-Stresses“ sei der ursprünglich geplante Wohnungsbau auf dem stillgelegten südlichen Schlachthofgelände nicht vertretbar, sagt Steg-Sprecher Rüdiger Dohrendorf. Deshalb soll die alte Rinderschlachthalle, die derzeit als Musik-Übungsraum genutzt wird, in ein Bürgerzentrum umgebaut werden. Entstehen soll eine „Stadtdiele“ mit Kindertagesstätte, Cafe, Bühne und kleinerern Projekten, von der aus eine Fußgängerbrücke das durch U-Bahngleise geteilte Viertel verbindet. Baubeginn könnte laut Dohrendorf schon 1995 sein, kalkulierte Kosten: 10,3 Millionen Mark. Noch nicht so konkret sind die Pläne für den Öhlmühlenplatz an der Marktstraße. „Ob Grünfläche, Abenteuerspielplatz oder etwas ganz anderes, da wird die Diskussion noch fortgeführt“, sagt der Steg-Sprecher. Der nächste Termin, an dem Bewohner dazu eingeladen sind, ist der 20. November.

Der erste öffentliche Diskussionsabend am Donnerstag war übrigens von einem ganz anderem Thema dominiert: Bauwagenplatz Vorwerkstraße. Die Steg hatte am Mittwoch einen Strafantrag gegen die Bewohner, die auf städtischem Gelände campieren, zurückgezogen und „Gesprächsbereitschaft“ signalisiert. Obwohl Nachbarn sich beschwert hätten, so Dohren-dorf, sei man zur Erkenntnis gekommen, daß Vertreibung keine Lösung ist.

Das sehen Bezirksparlamentarier in Mitte anders. In einer gemeinsamen Erklärung verkünden CDU und SPD, die „Front gegen Bauwagen steht“. Man sei unverändert der Auffassung, daß Wohnen in Bauwagen das schlechteste Mittel gegen Wohnungsnot ist. Das Bezirksamt hatte jüngst den Platz mit Berufung auf das Wohnwagengesetz von 1959 räumen wollen, war aber an einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts ge-scheitert. kaj/Foto: M. Scholz

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