: Nato-Streit um Bosnien
■ Kämpfe um die Sicherheitszone Bihać abgeflaut / Sicherheitsrat berät weitere Schritte
Split (taz) – Die Kämpfe in der nordwestbosnischen Enklave um Bihać sind am vergangenen Wochenende zwar abgeflaut, doch sollen die Artillerieangriffe aus der serbisch besetzten Zone Kroatiens, der Krajina, nach kroatischen Angaben weiter fortgesetzt worden sein. Den Krajina-Serben haben sich auch Einheiten des abtrünnigen Bosniers Fikret Abdić angeschlossen, die aus den Flüchtlingslagern in der serbisch besetzten Zone rekrutiert worden sind.
Unterdessen trat gestern abend der Weltsicherheitsrat zusammen, um auf Antrag des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović über die Lage in Bihać zu beraten. Würden die Berichte über die Beteiligung der Krajina-Serben bestätigt, müßte die UNO nach der bisherigen Geschäftsgrundlage eigentlich die Nato um Luftangriffe bitten. Denn die Angriffe auf Bihać sind nicht nur Angriffe auf eine UNO- Schutzzone, sie erfolgen zudem vom Boden eines anderen Staates aus. Angesichts der Haltung der meisten Mitglieder des Weltsicherheitsrats ist jedoch kaum mit einer solchen Maßnahme zu rechnen. Selbst in der Nato scheinen jetzt die Stimmen zu überwiegen, die den Beschluß der USA, sich nicht mehr an der Überwachung des Waffenembargos gegen Bosnien mit Kriegsschiffen vor der Küste des ehemaligen Jugoslawien zu beteiligen, kritisieren. Deshalb soll nun die militärische Allianz der Europäischen Union, die WEU, gestärkt werden. Der Präsident der Parlamentarischen WEU-Versammlung, der Brite Dudley Smith, betonte, der Abzug amerikanischer Schiffe und Flugzeuge würde die Embargo-Operationen lächerlich machen. Die WEU müsse bereit sein, den Platz der USA zu übernehmen. Londons Außenminister Douglas Hurd hat die Entscheidung der USA als „eine besorgniserregende Entwicklung“ bezeichnet. Seine Regierung hat wiederholt darauf verwiesen, daß bei Aufhebung des Waffenembargos die in Bosnien stationierten UN-Blauhelme abgezogen werden müßten. Erich Rathfelder Seiten 8 und 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen