: Korken für Kraniche
■ Was Dämm-Material aus recycelten Flaschenstöpseln und Vogelschutz in Spanien miteinander zu tun haben
Korki hat zwei Flügel, mit denen er über die Mülltonne durch die Shreddermaschine direkt als Dämm-Material in Ökohäuser fliegen kann. Korki ist ein Recyclingkorken und der „Sympathieträger“ der KorKampagne, die gestern von Umweltsenator Fritz Vahrenholt eröffnet wurde.
Etwa 20.000 Wein- und Sektkorken landen in Hamburg jährlich auf dem Müll. Dabei ist Kork ein schall- und wärmedämmender Naturstoff, der für den Müll viel zu schade ist. Diverse Natuschutzverbände, Weinhändler, Restaurants und Bauunternehmen unterstützen das Kork-Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit der Umweltberatungsstelle im Bezirk Hamburg- Nord und der Stadtreinigung von der Stadteilgruppe Winterhude/Barmbek im Naturschutzbund Deutschland innerhalb eines Jahres erarbeitet wurde.
Seit gestern können Flaschenkorken an 61 Sammelstellen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen abgegeben werden. Regelmäßig werden die Naturstöpsel von der Schweinfurter Kork GmbH, einer Langzeitarbeitslosen- Selbsthilfe, abgeholt und zu Dämm-Material für Häuser ge-shreddert. Die Verarbeitung und der Vetrieb des Kork sollen Ende 1995 nach Hamburg verlegt werden. Dadurch entsteht ein Arbeitsplatz für eine Behinderte. Der Erlös aus dem Verkauf des Dämmstoffs wird an das Projekt „Kranich Schutz“ der Stiftung Europäisches Naturerbe fließen, die sich für die etwa 60.000 nord- und osteuropäischen Kraniche und den Erhalt ihres Winterquartiers, der Extremadura, einsetzt. In diesem letzten großen Waldgebiet am Mittelmeer wächst die Korkeiche. Mit der KorKampagne soll nicht nur das Naturmaterial Kork populärer gemacht, sondern auch der Wiederanbau von Eichen im südwestlichen Spanien gefördert werden. Viele Stein- und Korkeichen in dieser Region mußten Eukalyptusmonokulturen und künstlich bewässerten Feldern weichen, nachdem in den 60er Jahren zunehmend Kunststoffverschlüsse die Korken verdrängt hatten.
Senator Vahrenholt war begeistert von der Aktion : „Jetzt hat man mindestens einen Grund, ein gutes Gewissen zu haben, wenn man eine Flasche Rotwein trinkt - man kann den Korken recyclen.“
Stefanie von Drathen
Wo es Kork-Sammelstellen gibt, kann man telefonisch bei der Umweltbehörde (34 35 36), der Stadtreinigung (2477-1628) oder bei den Umweltberatungen der Bezirksämter erfragen.
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