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Gib mir Honig!

■ Performance „Bienenzucht in Qumran“ der Künstlergruppe SOFI mit Freunden

Filme sind auf weißgekleidete Akteure projiziert, in rostroter Gummilarve windet sich ein Künstler am Boden, Regenrasseln und Atmungsgeräusche im Lautsprecher, Honig und Wein werden gereicht, Lautgedichte und Textcollagen verlesen: zehn Akteure zeigten am Dienstag abend Bienenzucht in Qumran. Sie sind dem Ruf der SOFI in den Harburger Marschen-Hof gefolgt. Die Künstler-Theoretiker Harald Finke, Gunnar F. Gerlach und Gerd Stange arbeiten mit SOFI an der nicht-musealen Weiterentwicklung des Werks von Joseph Beuys, diesmal am Gedankenkreis zur „Honigpumpe“. Mit dabei: Henning Christiansen, einstiger Mitstreiter fast aller Beuys-Aktionen, Bruno Weibelt, der Verwalter des Materials zur Honigpumpe II, Jochen Hiltmann, Dong-Jo Yoo aus Korea, die Hamburger Michael Batz, Hajo Schiff, Thomas Werner und Rainer Wilke.

Die Aktion weitete die einstige Scheune zum an der Geographie Palästinas orientierten Weltbild: die östliche Wand wurde mit Projektionen zum Reich der Utopie, der Westen mit dem Salzstuhl von Dong-Jo Yoo zum Toten Meer und in der Wüstenei der Mitte finden die Kämpfe des Lebens statt.

Das Thema gibt zu Beginn Harald Finke: „In Qumran war Lehrmittel die Bienenzucht, die Honigpumpe ist Bienzuchtlehrmittel“. Doch gleich setzt Henning Christiansen dagegen: „... aber der Mensch ist keine Biene“. Damit ist ein zentrales Dilemma von künstlerisch-philosophischer Arbeit angesprochen. Denn jede Modellbildung neigt zur Absolutierung, gerinnt zu oft aggressiv verteidigten Festschreibungen. Und dagegen gilt es, immer wieder eigene Differenzierungen auszubilden.

Durch die sehr unterschiedlichen Künstler bot die Performance in Fluxus-Art ein beispielhaft offenes Interaktionsfeld: Jeder nähert sich aus dem eigenen Ansatz heraus der speziellen Grammatik des anderen. Was manchem als zusammenhangloses Tun erscheinen mag, steht im doppelten Beziehungsfeld des gemeinsamen Themas und der individuellen Geschichte. Was wäre aktuell von den Bienen zu lernen, fragte Hajo Schiff: Daß der Staatschef größer und dicker als sein Volk zu sein hat? Kommunikation durch Tanzen? Staat ohne Automobile? Oder eine modulisierte Architektur? Gewiß bleibt: durch alle Jahrtausende schallt der von Joseph Beuys aktualisierte Ruf: „Gib' mir Honig!“

Maja Scharf

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