: Elefanten sind keine Ware
Die CITES-Konferenz hat in Fort Lauderdale neue Kriterien für den Schutz bedrohter Arten verabschiedet / Das Vorsorgeprinzip bleibt ■ Von Annette Jensen
Berlin (taz) – Die Naturschutzorganisationen sind erleichtert: Die Kriterien für die Aufnahme von bedrohten Tieren und Pflanzen ins Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) haben sich verbessert. Mehrere Tage lang hatte eine Arbeitsgruppe auf der gestern zu Ende gegangenen Konferenz in Fort Lauderdale über einen Entwurf gestritten. Schließlich nahmen die Delegierten das Dokument einstimmig an; der Segen des Plenums gilt als sicher.
„Es herrscht auch künftig das Vorsorgeprinzip“, resümiert Georg Schwede vom World Wild Fund for Nature (WWF). Und Greenpeace-Vertreterin Sonja Oberleitner lobt: „Die neuen Kriterien sind eine wesentliche Erleichterung bei der Vorbereitung von Anträgen zum Schutz gefährdeter Arten.“
Verschiedene Hinweise auf das drohende Verschwinden einer Art können künftig den Antrag eines Landes auf Aufnahme in einer der drei Gefährdungslisten rechtfertigen. Nicht nur eine geringe Zahl von übriggebliebenen Individuen soll als wissenschaftliches Kriterium gelten – die vorher heftig umstrittene Zahl 5.000 ist in dem Schlußdokument nur noch als Beispiel in einer Fußnote aufgeführt. Die rapide Abnahme der Population ist ebenso relevant. So würden afrikanische Elefanten, deren Zahl sich in den letzten Jahrzehnt vor ihrer Unterschutzstellung 1989 auf 650.000 Exemplare halbiert hatte, sofort wieder aufgenommen.
Außerdem einigte sich die Arbeitsgruppe darauf, daß auch Trends wie enorm hohe Handelszahlen oder Preissteigerungen als Hinweis auf eine mögliche Gefährdung gelten können. Auf diese Weise können auch quantitativ schwer erfaßbare Arten wie Fische oder Bewohner des tropischen Regenwalds gelistet werden.
Enttäuscht sind viele Konferenzteilnehmer über das Scheitern der Anträge zur Aufnahme einiger Tropenhölzer, die Deutschland eingebracht hatte. Auch der Hai muß noch mindestens zwei Jahre warten, bis seine drohende Ausrottung von einer entsprechenden Arbeitsgruppe nachgewiesen worden ist. Dabei sei der jährliche Fang von etwa 300 Millionen dieser großen Fische ein deutlicher Hinweis auf ihre Gefährdung, meint Georg Schwede. „Aber der Hai ist eben kein Kuscheltier und deshalb für Kampagnen wenig geeignet.“ Künftig aber werde es für Nutzerländer und Industrie deutlich schwieriger werden, eine Aufnahme im Anhang des CITES- Vertrags zu verhindern. „Zwar bleibt es nach wie vor eine politische Frage, aber die Beweisgrundlage der Befürworter hat sich verbessert. Gegner geraten damit zunehmend unter Druck“, hofft Schwede.
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