: Machtdemonstration von Arafats Al Fatah
■ Bewaffnete „Falken“ zogen durch Gaza-Stadt und schossen in die Luft
Tel Aviv (taz) – Über zehntausend Menschen haben sich am Montag an einer großen Demonstration der Palästinenserorganisation Al Fatah im Gaza-Streifen beteiligt, um ihren Vorsitzenden Jassir Arafat zu unterstützen. Vier Tage nach den blutigen Zusammenstößen in Gaza mobilisierte Arafats Fatah-Bewegung ihre Kräfte zu einem „Marsch der Macht“ durch die Straßen.
Auffallend war die erstmalige Beteiligung einer großen Anzahl von mit Maschinenpistolen und automatischen Gewehren bewaffneten jungen Männen in Zivil, die zusammen mit den vielen uniformierten Polizisten im Zug in die Luft ballerten. Einige der bewaffneten Zivilisten waren vermummt.
In einer Ansprache erklärte Arafat, das gesamte palästinensische Volk beweise heute, daß es fest hinter seiner Regierung, der PLO und dem Friedensprozeß stehe. Arafat hob wiederholt die Rolle der Fatah-Falken hervor, die in der Vergangenheit am bewaffneten Kampf gegen die israelischen Besatzer beteiligt waren.
Bewaffnete Fatah-Falken sollen ab sofort als Hilfspolizei in den Straßen patrouillieren, wie Brigadegeneral Ghazi Jabali, Kommandant der Stadtpolizei von Gaza, ankündigte. „Wenn es die zerstörerische Hamas, die ihre Instruktionen aus dem Iran und aus Jordanien bezieht, jetzt noch wagt, etwas anzustellen, dann kann sie wohl erledigt werden“, fügte der Kommandant hinzu.
Die Mehrzahl der Bevölkerung in Gaza ist weiter davon überzeugt, daß Israel hinter den schweren Zusammenstößen am vergangenen Freitag steht. Seitens des palästinensischen Geheimdienstes unter Leitung von Amin Hindi wurde mitgeteilt, daß vier Festgenommene, die am vergangenen Freitag in der Falastin-Moschee die ersten Schüsse abgegeben haben sollen, unter Verdacht stehen, Kollaborateure Israels zu sein.
Nabil Shaath, Planungsminister der Selbstverwaltungsbehörde (PNA) in Gaza, erklärte, daß die PNA sich jetzt zu einer neuen Linie entschlossen habe: mit Hilfe der Polizei und der mobilisierten Fatah-Kräfte soll hart gegenüber fundamentalistischen Unruhestiftern „durchgegriffen“ werden. Andererseits soll aber auch der Versuch gemacht werden, den Islamisten aktive Beteiligung am politischen Leben anzubieten, vorausgesetzt, daß sie den Friedensprozeß unterstützen und sich streng an die bestehenden Gesetze halten.
Eine weitere Fatah-Demonstration soll heute in Jericho stattfinden. Die israelischen Behörden wurden gebeten, den organisierten Transport von Fatah-Anhängern aus der besetzten Westbank in das Autonomiegebiet zu ermöglichen. Amos Wollin
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