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Mobile VW-Belegschaft

■ Heute wird in Wolfsburg ein „Generationenvertrag“ unterzeichnet

Berlin (taz) – Arbeitsplatzsicherung durch Mobilität – das ist der Kern des „Generationenvertrages“, den Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat des Volkswagenkonzerns heute in Wolfsburg unterschreiben werden. Junge KollegInnen müssen damit rechnen, in ein anderes VW-Werk versetzt zu werden. Zugleich wird allen Leuten ab 55 angeboten, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Zwischen 80 und 95 Prozent ihres bisherigen Lohns werden die Frührentner künftig auf ihren Konten finden – zwischen 60 und 67 Prozent zahlt das Arbeitsamt, den Rest legt Volkswagen dazu. Der Betriebsrat hat vereinbart, daß die niedrigen Gehaltsgruppen prozentual mehr bekommen als die Gutverdienenden. Damit sieht es für die meisten der etwa 2.000 Betroffenen nicht so gut aus wie für ihre Vorgänger, die mit durchschnittlich 90 Prozent nach Hause gingen. Aber „Gesamtbetriebsrat und IG Metall haben – trotz extrem verschlechterter wirtschaftlicher und gesetzlicher Rahmenbedingungen wieder eine sozialverträgliche Regelung zu guten Bedingungen ausgehandelt“, meint der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Volkert.

Auf diese Weise wird Platz geschaffen für die Jung-VWler, die bei Massenentlassungen als erste rausgeflogen wären. Alle Auszubildenden werden unbefristet übernommen, meldet die Arbeitnehmervertretung stolz. Dafür müssen sie allerdings bereit sein, künftig an einem anderen der sechs VW-Standorte in Deutschland ihre Zelte aufzuschlagen. Mindestens 600 KollegInnen aus Emden sollen zunächst bis Ende 1995 in Hannover schaffen. Und fast alle, deren Lehrlingsvertrag im nächsten Jahr an einem anderen VW-Standort ausläuft, werden ebenfalls in die niedersächsische Landeshauptstadt versetzt. Dort gibt es nämlich Arbeitskräftemangel, weil der da gefertigte Transporter reißend weggeht. In den anderen Werken stehen hingegen, trotz 28,8-Stunden-Woche, nach Einschätzung der Geschäftsführung noch immer zu viele Menschen auf der Lohnliste. Damit die Versetzung nicht dauerhaft ist, sollen einige Fertigungsbereiche von Hannover nach Emden verlagert werden.

Immerhin: Wer von Emden aus umziehen muß, bekommt 16 Mark Trennungsentschädigung pro Tag, kostenlose Bahnfahrkarten für Heimatbesuche, Umzugskostenhilfe und Unterstützung bei doppelter Haushaltsführung. Die Wolfsburger Zwangsversetzten aber werden wohl größtenteils die Stunde Fahrt auf sich nehmen – vermutlich größtenteils im privaten Volkswagen. Annette Jensen

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