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Glasklarer Müllversuch

■ Neues Verarbeitungsverfahren in Stapelfeld: Drohen Gefahren durch Gift-Stäube? Von Marco Carini

Dioxine, Furane, Quecksilber und andere Schwermetalle: In den Filtern der Müllverbrennungsanlagen (MVA) sammeln sich die giftigsten Stoffe, die bei der Abfall-Verfeuerung entstehen. Für die umweltunschädliche Beseitigung der ultragiftigen Filterstäube soll jetzt in der MVA Stapelfeld ein brandneues Verfahren erprobt werden. Die Stäube, die bisher auf die Sondermülldeponie Rondeshagen wandern, sollen in Zukunft in einem „Plasmaofen“ zu einer verglasten Schlacke eingeschmolzen werden, die möglicherweise als Straßenbelag wiederverwendet werden kann.

Doch das Verfahren wurde bislang nur in einem sechstägigen (!) Modellversuch in Essen erprobt, nicht aber im großtechnischen Normalbetrieb. Die Stormaner UmweltschützerInnen – ob Grüne oder BUND – befürchten deshalb, daß die Megagifte über den Schornstein entweichen können. „Wir werden als Versuchskaninchen benutzt“, klagt Oliver Neerfeld, Vorsitzender der Kreistagsfraktion der Stormaner Grünen.

Neerfeld weiter: „Die zusätzliche Belastung der Region mit Dioxinen und Furanen wird billigend in Kauf genommen“. Denn nach Informationen der Grünen vermerkt das Protokoll über den Kurzversuch, daß noch keine gesicherten Angaben über die Giftbelastung der aus dem Schornstein entweichenden Abgase möglich sei.

Trotzdem wollen die MVA-Betreiber die neue Anlage so schnell wie möglich in Betrieb nehmen. MVA-Geschäftsführer Jürgen Wahl: „Die Abluft der Verglasungsanlage durchläuft alle Filter der Müllverbrennungsanlage, so daß keine zusätzlichen Schadstoffe entweichen“. Versüßt wird den Stapelfelder Müllbrennern das neue Verfahren durch stattliche Zuschüsse aus Land und Bund. Je ein Drittel der auf 38 Millionen Mark veranschlagten Kosten wollen das Bonner Forschungs- und das Kieler Umweltministerium beisteuern. Wahl: „Die würden doch nichts fördern, was den Menschen schadet.

Auch die Hamburger GAL ist inzwischen im Streit um die entstehende Giftglasschlacke aktiv geworden. Ihr stößt neben der ungeklärten Emissionsbelastung vor allem auf, daß die Schlacke als Straßenbelag in der Landschaft verteilt werden soll: Niemand könne sagen, ob die Gifte von hier aus wieder in die Umwelt verteilt werden, eine kontrollierte Deponierung wäre die bessere Lösung. Wahl hingegen ist sicher: „Aus der Glasschlacke können keine Giftstoffe mehr ausgewaschen werden“.

Die GAL will nun einen Antrag in die Bürgerschaft einbringen, in dem der Hamburger Senat aufgefordert wird, die Planungen für den Plasmaofen zu stoppen. Denn die Stapelfelder Müllverwertungsanlage (Neusprech von Umweltsenator Fritz Vahrenholt) gehört zu 80 Prozent der Hansestadt.

Die Genehmigungsunterlagen für den Plasmaofen liegen noch bis zum 8. Dezember in der Sieker Amtsverwaltung und in Zimmer 209 des Gewerbeaufsichtsamts Lübeck (Glashüttenweg 44/48) aus und können dort während der Dienstzeit eingesehen werden. Einwendungen gegen das Projekt können bis zum 22. Dezember schriftlich beim Lübecker Gewerbeaufsichtsamt (PLZ:23568) eingereicht werden.

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