: Keine zivilisierte Lösung
■ betr.: „Als wäre nichts passiert“, taz vom 26. 11. 94
[...] Dir geht es jetzt wie den strammen deutschen Linken, die im Golfkrieg den Israelis erläuterten, daß sie sich Saddams Raketenangriffe selbst zuzuschreiben hätten. War das antisemitisch gemeint? Nein, aber es war antisemitisch (von der unbewußten Sorte).
War Deine Psychiatrisierungshetze faschistisch gemeint? Wohl nicht, aber sie ist faschistisch (von derselben Sorte). Jost Lang,
Eppelheim-Heidelberg
Broder klagt zur erfolgten Rückkehr der Mannheimer Richter in ihr Amt völlig zu Recht fehlende öffentliche Empörung ein; allerdings mit einer Aussage, die ihrerseits allerschärfste Widerrede hervorrufen muß! O-Ton Broder: „In jedem zivilisierten Land wäre dieser Mann (Richter Orlet) ... in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden, die auf schwere bis unheilbare Fälle spezialisiert ist.“
Entweder hat Broder von Zivilisation oder von Psychiatrie keine Ahnung, vielleicht auch von beidem. Jedenfalls behüte uns Klaus Dörner und andere Reformpsychiater durch Abschaffung und Reform von Psychiatrie vor solchen Menschensortierern, die Andersdenkende in Psychiatrie-Knäste wegsperren wollen (und die es auch tun, wenn sie nur die Möglichkeit dazu haben!). Mir jedenfalls scheint dies keine ausgesprochen zivilisierte Lösung. Mein Wunsch: Broder möge einen Blick in psychiatrische Großkliniken (die es auch hierzulande noch zuhauf gibt) werfen und dann zivilisiert (!) nachdenken über diejenigen Menschen und Dinge, die er nicht ertragen und aushalten kann. Bleibt zu hoffen, daß er dazulernt, falls er kein „schwerer oder unheilbarer Fall“ ist. Manfred Kober, Pfullingen
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