: Bio ist Pflicht, Fair Trade ist Alltag
■ Der Naturkosthandel stellt sich auf die Verbrauchergewohnheiten ein
Rund vier Prozent seines Jahresumsatzes macht der durchschnittliche Bioladen mit Genußmitteln wie Tee, Kaffee und Kakao. Verglichen mit dem Umsatz im Supermarkt, ist dies nur ein geringer Anteil: „Das hängt natürlich mit den Ernährungsgewohnheiten und dem Gesundheitsbewußtsein unserer Kunden zusammen“, meint Joachim Fuchs, Vorstand des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren Einzelhandel, des Fachverbands der Naturkostgeschäfte.
Wie bei allen anderen Lebensmitteln auch entscheidet die ökologische Qualität des Kaffees darüber, ob er ins Regal des Bioladens kommt oder nicht. Das gilt auch für Fair-Trade-Produkte. Mit Bio- Kaffee läßt sich keine schnelle Mark machen. Und er hat einen Endpreis, der rund 50 Prozent über dem nichtökologischen Angebot liegt. Der Verbraucher zahlt beim Kauf der braunen Bohnen die höheren Personalkosten der ökologischen Landwirtschaft ebenso wie faire Handelsbeziehungen mit den Lieferanten, traditionelle, langsame Röstverfahren und die Verwendung der Hochland-Kaffeesorte „Arabica“, die den Kaffee bekömmlicher machen. Pro Tasse ökologischen Kaffees ergibt sich aus diesen zusätzlichen Qualitäten ein Mehrpreis von einigen Pfennigen. Denn der ökologische Anbau von Kaffee hat neben den gesundheitlichen auch soziale Vorteile für die Biobauern: Die Bezahlung liegt rund 12 Prozent über den Weltmarktpreisen, die die Biohändler ihren Lieferanten zahlen. Dabei hat sich der Weltmarktpreis für Kaffee 1994 verdoppelt.
Auch Biokunden kaufen Kaffee nicht nach Verpackung, sondern nach Geschmack und wollen sich kein Magenzwicken einhandeln – Solidaritätskaffee darf nicht mehr bitter schmecken. Die Anbieter auf dem deutschen Markt haben sich auf diese Trinkgewohnheiten eingestellt. „Kaffee ist ein Modegetränk“, meint Sabine Pohl, Verkaufsleiterin beim Biokaffee-Anbieter Rapunzel. „Franzosen und italienische Kaffeetrinker bevorzugen einen kräftigen, gerösteten Kaffee. In Deutschland wird ein milder, aromatischer Kaffee getrunken, der beim Filtern nicht bitter wird.“ Auch das Trendgetränk Espresso gibt es inzwischen in der Bio-Variante.
Kaffee stellt besondere Anforderungen an das Verpackungsmaterial, denn sein Aroma verflüchtigt sich schnell. Alufolien mit Kunststoffbeschichtung sorgen für lange Haltbarkeit und frisches Aroma der Bohne.
Im ökologischen Fachhandel ist diese Art der Verpackung jedoch nicht gern gesehen. Deshalb verzichten einige Anbieter auf die Vorzüge jahrelanger Haltbarkeit, um andere Verpackungsqualitäten anbieten zu können.
So werden beispielsweise ganze Bohnen in Papiertüten verkauft und wird gemahlener Kaffee in Monofolien verpackt. Für die Abfüller bedeutet dies Mehrarbeit: Sie müssen häufiger kleinere Mengen abfüllen und in den Handel bringen, damit die Ware frisch im Ladenregal stehen kann. Marita Odia (BNN)
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