: Kein Anlaß zu kontrolliertem Optimismus
■ Pauli müht sich gegen Frankfurt zu einem durchschnittlichen 3:0 Von Sven-Michael Veit
Eintausendundachtzig ungeschlagene Minuten: Der FC St. Pauli steht auf dem dritten Tabellenplatz der 2. Fußball-Bundesliga und darf weiterhin Hoffnungen auf den Aufstieg pflegen. Noch ein Pünktchen nächsten Freitag in Homburg, und die Kicker vom Kiez könnten sich gelassen auf den Rückrundenstart gegen Hansa Rostock am 25. Februar vorbereiten.
Die Frage ist bloß: Was will Pauli in der 1. Liga? Das gestrige 3:0 (2:0) über Aufsteiger FSV Frankfurt, mit dem St. Pauli das Dutzend ohne Niederlage voll machte, war eben das: Dutzendware. Ein Arbeitssieg, wie Trainers Mund gern hinterher verlautbart. Ein Arbeitssieg des potentiellen Aufsteigers gegen den noch immer sieglosen Tabellenletzten.
Dabei hatte es vor 18.398 Zuschauern am Millerntor zunächst eher nach einem Dutzend Toren ausgesehen: Anstoß Richtung Nordkurve, und dann ging's immer geradeaus. In der 3. Minute lupft Paulis Dienstältester Jürgen Gronau nach einem Solo noch den Ball über FSV-Torwart Thomas Ernst und am linken Pfosten vorbei; doch kaum ist der voreilige Torjubel verhallt, brandet er erneut auf, und diesmal zu Recht. Jens Scharping, mal wieder von Anfang an dabei, erzielt nach einer Trulsen-Flanke von links mit einem Drehschuß aus kurzer Distanz das 1:0.
Und bevorzugt über die linke Seite geht's weiter Richtung Frankfurter Tor, Bernd Hollerbach, wie gewohnt der effektivste Paulianer, sei's gedankt. Eine seiner Ecken köpft Juri Sawitschew noch knapp über den Kasten, aber seinen exakten Paß nach einer halben Stunde kann Martin Driller gar nicht anders als aus 16 Metern halbhoch neben dem Pfosten versenken.
Pauli beherrscht nun Ball und Gegner, Szubert treibt das Spiel nach vorn, Holler ackert mit Durchblick, Dammann steht hinten souverän und Keeper Klaus Thomforde friert. In der 45. Minute muß der Mann, der am Donnerstag 32 Jahre alt wurde, zum erstenmal eingreifen: Einen Kopfball nach der zweiten Frankfurter Ecke pariert er souverän. Nicht ahnend, daß er noch reichlich Gelegenheit bekommen sollte, sich auszuzeichnen.
Denn nach der Pause läuft nur noch wenig bei Pauli. Hollerbach macht nach 48 Minuten wegen einer Zerrung Platz für Torsten Fröhling und wird fortan schmerzlichst vermißt. Und als nach 59 Minuten FSV-Keeper Ernst einen Foulelfmeter (Szubert wurde gelegt) von Martin Driller um den Pfosten lenkt, ist's vorbei mit der Herrlichkeit am Millerntor.
Die Frankfurter drehen auf, fangen Paulis immer unsicherer werdende Kombinationen bereits an der Mittellinie ab und schießen Thomforde warm. Zwischen der 75. und 88. Minute muß dieser viermal mit Reflexen den verdienten Anschlußtreffer des Tabellenletzten verhindern.
Szuberts Treffer zum 3:0 in der 91. Minute sichert zwar den Frankfurter Durchschnitt an Gegentoren (48 in 16 Spielen) und läßt die Pfeifkonzerte des unzufriedenen Publikums in den Jubel der Erleichterung umschlagen.
Anlaß zu kontrolliertem Optimismus in Sachen 1. Liga gibt er allerdings nicht.
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