: Viel ist zu tun, die Queen packt es an
■ Elisabeth II. läßt neben dem Windsor Castle nach Öl bohren
Eine Nachricht hat bei der englischen Bevölkerung gestern Verwunderung ausgelöst: Die Queen bohrt in ihrem Garten nach Öl. Nun ist Elisabeth II. nicht etwa knapp bei Kasse, denn die Labour Party, die am Wochenende für eine zurechtgestutzte Monarchie skandinavischen Stils plädiert hat, ist noch in der Opposition. Doch der Wiederaufbau des abgebrannten Windsor Castle kostet 35 Millionen Pfund – umgerechnet rund 85 Millionen Mark, die Elisabeth nicht gern aus eigener Tasche bezahlen möchte. So gab sie die Genehmigung für Probebohrungen in ihrem Privatgarten gleich neben dem Schloß.
Bodenuntersuchungen haben ergeben, daß sich direkt unter dem Schloß in 300 Meter Tiefe ein Ölfeld befindet, sagte Desmond Oswald von Canuk Exploration, das die Bohrung durchführt. Er schätzt, daß dort bis zu hundert Millionen Barrel im Wert von einer Milliarde Pfund schlummern. Leider fließt das Geld nicht in die königliche Schatulle, sondern ins Staatssäckel. Windsor Castle ist eins der fünf staatlichen Schlösser, in denen die Queen residiert. Der Unterhalt der Häuser kostet 16 Millionen Pfund Steuergelder im Jahr. Wollen die Untertanen die Schloßruine besichtigen, müssen sie aber noch mal in die Tasche greifen – für den Wiederaufbau. In weiten Teilen des Gartens dagegen dürfen sie kostenlos spazieren.
Deshalb sind Umweltschutzorganisationen und der für das Schloß zuständige Bürgermeister Dennis Outwin über die Bohrpläne empört. Der Stadtrat sei informiert worden, daß die Königin auf die 35 Millionen für die Reparatur des Schlosses hoffe, wenn man fündig würde. „Die haben um Verständnis gebeten, weil die Regierung zu geizig sei, dafür zu zahlen“, sagte Outwin entrüstet. Der Stadtrat hat die Bohrungen einstimmig abgelehnt, aber das hat ihm nichts genützt: Er hat in dieser Sache nur beratende Funktion. „Vielleicht hilft ihnen ja ein guter Schuß negativer Berichterstattung über die Entweihung eines bedeutenden Nationaldenkmals auf die Sprünge“, hofft Outwin. Paul Horsfield von Greenpeace warnte, daß Ölbohrungen zu Umweltschäden, zu Geruchsbelästigung und zu einer Zunahme des Verkehrs in der Gegend führen werden.
Desmond Oswald betonte, daß man die Bohrtürme in vier Kilometer Entfernung errichten und seitlich bohren würde, sollte man fündig werden. Und ein Sprecher der Königin fügte hinzu, daß die Probebohrungen in Elisabeths Privatgarten stattfinden würden – und da habe die Öffentlichkeit ohnehin keinen Zutritt. Recht hat er: Ob die Monarchin in ihrem Schrebergärtchen Radieschen anpflanzt oder Bohrtürme aufstellt, geht niemanden etwas an. Ralf Sotscheck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen