piwik no script img

Die Stadt, der Müll, der Baum

■ Blinde Kuh statt Geschenkpapier: Behördentips fürs abfallarme Fest

„Geeignet sind der gehackte, der mit Bein und der Leihbaum.“ Diese drei Modelle von Weihnachtsbäumen aus Hamburger Forsten - chemiefrei aufgewachsen - empfiehlt die Umweltbehörde für ökologisch bewußte Christfestivitäten. Gemeinsam mit den Hamburger Forsten, der Stadtreinigung und Nutzmüll e.V. wirbt sie für ein ökologisch sauberes Weihnachtsfest.

Eine halbe Million „lamettaverseuchte“ Tannenbäume landen in der Hansestadt jedes Jahr auf dem Müll - das ist nicht nur umweltfeindlich, sondern auch eine enorme Zusatzbelastung für die Müllentsorgung. „Es ist sinnvoll, die Bäume entweder selbst zu kompostieren oder an entsprechenden Stellen abzugeben“, rät Andreas Hartmann von der Stadtreinigung. Die Arbeitslosen-Selbsthilfe in der Fabriciusstr. 225 (Tel.:641 99 37) kompostiert für zwei Mark, die Recyclinghöfe der Stadtreinigung (Tel.: 251 33 51) tun dies kostenlos. In jedem Fall muß vorher der Baumschmuck entfernt werden.

Modellcharakter für eine abfallarme Festlichkeit trägt der Baum mit „Bein“, sprich Wurzelballen, denn der kann nach dem Fest wieder eingepflanzt werden. „Das geht natürlich nur, wenn er pfleglich behandelt wird“, verweist die Umweltbehörde auf die Fürsorgepflicht der EntleiherInnen. Und nicht jeder Vorgarten garantiert, daß der Baum auch wieder anwächst. Die städtischen Förstereien bieten deshalb Rotfichten als „Leihbäume“ an. Die gibt es, inklusive Pflegeanleitung, bis zum 23. Dezember täglich von 10 bis 17 Uhr in: Volksdorf, Revierförsterei, Farmsener Landstr. 100; Niendorf, Forstdienststelle, Bondenwald 108; Wulksfelde, Revierförsterei, Rethfurt 7; Hausbruch, Cuxhavener Straße vor der „Kärntner Hütte“; Eißendorf, Revierförsterei, Vahrendorfer Stadtweg 10; Klövensteen, vor dem Wildgehege am Sandmoorweg; Bergedorf, Landstr. 17a. Dort werden sie dann am 7. Januar von 10 bis 14 Uhr zurückgenommen und in ihren gewohnten Boden gepflanzt.

Aber das ökologisch korrekte Weihnachtsfest bleibt bei der Wahl des Baumes nicht stehen. Auch dessen Schmuck und die Verpackung der Geschenke sind Gefahren für die Umwelt: schließlich fallen alle Jahre wieder rund 6000 Tonnen Weihnachtsmüll in Hamburg an. Kreativität und Innovation sind da gefragt: Die Ökologen denken an adrette Baumdekoration aus Holz, Stroh oder Glas anstatt Kunststoff und Lametta. Oder an die Einladung zum Essen als relativ müllfreie Bescherung. Und statt Geschenkpapier sollen spielerische Überraschungseffekte bei der Präsentübergabe eingesetzt werden, wie Augen verbinden oder ein lustiges Ratespiel. Umweltfreundliches Spielzeug („spiel gut“) verhindert eine allzu frühe Gewöhnung des unterhaltungsbedürftigen Nachwuchses an batterie- und netzbetriebene Geräte. Vorteile: Neben der Einsparung an Energie werden keine Schadstoffe freigesetzt.

Große Bemühungen also von Seiten der Müllvermeider. Doch kommen deren Tips bei den Feierfreudigen auch an, oder läßt die Betriebsamkeit der vorweihnachtlichen Tage ökologische Bedenken gänzlich in den Hintergrund treten? „Viele Leute verdrängen diese Problematik“, kommentiert Stadtreiniger Hartmann ein gewisses Desinteresse der Öffentlichkeit. Aber vielleicht ist das Öko-Weihnachtsfest für die HamburgerInnen auch schon längst ein alter Hut. Raser

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen