: Carter fühlt sich ermutigt
■ US-Vermittler in Ex-Jugoslawien angekommen / BRD-Tornados vor dem Start
Zagreb/Bonn (AP) – Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter ist gestern im früheren Jugoslawien eingetroffen, um Möglichkeiten einer Vermittlung im Bosnienkrieg auszuloten. In Zagreb nahm er Sondierungsgespräche auf, bei denen geklärt werden soll, ob er mit Serbenführer Radovan Karadžić direkt verhandeln wird. Nach seiner Ankunft in Zagreb traf Carter mit dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman zusammen und sagte danach, sein Gesprächspartner habe ihn sehr ermutigt. Auf dem Programm des einstigen Präsidenten standen auch Treffen mit Bosniens Ministerpräsident Haris Silajdžić und dem UN-Beauftragten Yasushi Akashi. Danach flog Carter nach Sarajevo weiter. Karadžić hatte am Mittwoch eine Vermittlungstätigkeit des einstigen US-Präsidenten vorgeschlagen.
Um ihre Bereitschaft für weitere Verhandlungen zu unterstreichen, erlaubten die bosnischen Serben am Samstag die Wiederaufnahme der Luftbrücke nach Sarajevo. Auf dem Flughafen landeten jedoch bisher nur zwei UN-Flugzeuge. Zugleich bestätigte die UNO die Eroberung der in der Bihać-Region liegenden Stadt Velika Kladuša durch abtrünnige muslimische Soldaten und Truppen der bosnischen Serben. Die letzten Verteidiger hätten die Stadt jedoch noch nicht verlassen.
Nach der grundsätzlichen Zustimmung zum Einsatz von Tornado-Kampfflugzeugen der Bundesluftwaffe bei einem Abzug der UNO-Truppen aus Bosnien wird jetzt in Bonn auch die Beteiligung deutscher Soldaten am Schutz von Hilfstransporten in Bosnien erwogen. Sowohl Bundesaußenminister Klaus Kinkel als auch SPD- Parteichef Rudolf Scharping sprachen sich am Wochenende dafür aus. „Wir wollen, daß humanitäre Maßnahmen durchgeführt werden. Wenn man dabei auch Schutz bieten muß, dann muß man das tun“, sagte Scharping. Der erste Kampfeinsatz der Bundeswehr könnte damit früher als bislang erwartet beginnen, da die Nato bereits heute über die Absicherung der humanitären Hilfe beraten will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen