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Im Dunst der schönen Bilder

■ Hübsch und gediegen: Leos Janaceks Fabeloper „Das schlaue Füchslein“ wird im Bremerhavener Stadttheater weichgespült

Ein märchenhaft schönes Bühnenbild: Eine samtig anmutende Himmels- und Wolkenlandschaft überzieht die Kulisse wie die Bauten, tiefblau und grau gescheckt. Einfach und suggestiv ist der Raum, den die junge Regisseurin Astrid Jacob für Leos Janaceks Oper „Das schlaue Füchslein“ entworfen hat. Die Figuren, die den Wald (aus riesigen, abgeholzten Baumstämmen) bevölkern, sind zauberhaft bunt – nicht krampfhaft naturalistisch, nicht grell oder plump-komisch, sondern zart und verspielt. Wenn Astrid Jacob zudem ein Einhorn wie in Trance über die Bühne schreiten läßt, hat sie für ihren Blick auf Janaceks Oper eine bildgewordene Chiffre gefünden: Ein magisch-poetischer Glanz strahlt aus dieser Fabelwelt.

Soweit gehört diese Inszenierung zum schönsten Bilderbuch, das seit langem in Bremerhavens Stadttheater aufgeschlagen wurde. Aber wollte Janacek nicht mehr? Wollte er nicht – wie Milan Kundera schreibt – „eine schwindelerregend gedrängte, übergangslose Konfrontation von Zärtlichkeit und Rohheit, von Raserei und Frieden“?

Gewiß: Roh ist der alternde Förster (Thomas Mayr), der mit weißem Holzgewehr in den Wald seiner frühen Träume geht und die junge Füchsin einfängt. Roh ist der Landstreicher (Karl-Heinz Lehners), der die Füchsin erschießt, weil er einen Pelz für seine Braut sucht. Aber das schlaue Füchslein selber? Es darf den arroganten Hahn (Apcar Minas) totbeißen, aber nicht – wie bei Janacek – seine unterwürfigen Hennen (die einen wunderschön tolipatschigen Auftritt hinlegen). Auch daß die liebe Kinderschar von Fuchs und Füchsin sich hungrig auf das Geflügel des Landstreichers stürzt (was ihn zum Schießen provoziert), fällt dem feministischen Rotstift zum Opfer.

Daß Janaceks gesamte Geschichte aber im Dunst der schönen Bilder versinkt, liegt nicht an solch kleinen Windungen der Inszenierung, sondern vor allem daran, daß das Orchester im Graben die Stimmen auf der Bühne permanent übertönt. Verständlichkeit aber ist bei Janacek, für den jede Note Ausdruck bedeutete, das A und 0. So sind die Gespräche zwischen den um die Liebe betrogenen Honoratioren, dem dackelhaften Schulmeister, dem dachsähnlichen Pfarrer und dem melancholischen Förster für das Publikum kaum nachzuvollziehen. Die schöne Bildlichkeit der Inszenierung gibt der Sprache zu wenig Raum, obwohl Thomas Mayr und Minako Futori (mit warmer, klangvoller Stimme) sich redlich darum bemühen. Leo Plettner leitet ein dynamisch aufspielendes Orchester, wenn es sich mehr zurückhielte, wäre diesem überraschend gediegenen „schlauen Füchslein“ wohl geholfen.

Hans Happel

Großes Haus, Stadttheater BRV, nächste Vorstellungen: 3., 6., 13.1.

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