: Zoff um Wind, Wasser und Vögel
Der BUND in Niedersachsen klagt gegen Windgeneratoren und ein Wasserkraftwerk im Harz / Der energiepolitische Sprecher des BUND in Bonn findet das „völlig überzogen“ ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Die Stromerzeugung aus Wind- und Wasserkraft hat zu einem öffentlich ausgetragenen Streit in den Reihen des „Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland“ (BUND) geführt. Der Vorsitzende des BUND-Energiearbeistkreises in Bonn, Stephan Kohler, hat sich in einem dpa- Gespräch Luft verschafft. „Eine völlig überzogene Kritik an Wasser- und Windkraftwerken“ warf Kohler seinem niedersächsischen Landesverband vor.
Die Umweltschützer würden völlig unglaubwürdig, geht die Standpauke weiter, wenn sie einerseits den Ausstieg aus der Atomenergie und eine Klimaschutzpolitik forderten, aber mit restriktivem Naturschutz eine ökologische Energieversorgung behinderten.
Stephan Kohler ist Chef der niedersächsischen Energieagentur und beruflich der alternativen Stromerzeugung verpflichtet. Sein BUND-Landesverband will aber auch Vögel schützen, und hat deshalb praktisch alle anderen Umweltschutzverbände des Landes in eine Front „gegen den übereilten Bau von Windparks im Wattenmeer“ versammelt. Das Umweltministerium solle eine zweijährige Pause bei der Genehmigung einlegen, lautet die Forderung. Denn zunächst müsse man die Auswirkungen der Windkraftanlagen auf Rastplätze von Zugvögeln näher untersuchen.
Die Aktionseinheit beeindruckt Kohler nicht: Die Kritik gehe „völlig an der Realität vorbei“. Es müsse endlich „eine gemeinsame Strategie“ entwickelt werden.
Das findet auch der Sprecher des BUND-Niedersachsen. Nur sei Kohler ausgeschert: „Wir sind jederzeit bereit, mit ihm zu reden“, sagt der Sprecher – beleidigt: Kohler habe nicht einmal angerufen, bevor er zur öffentlichen Schelte schritt. Letzter Anlaß für Kohlers Zorn war die allererste Verbandsklage des BUND-Niedersachsen. Sie richtet sich ausgerechnet gegen die Wiederinbetriebnahme eines kleinen Wasserkraftwerkes in Harz. Zusammen mit der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen hatte der BUND Niedersachsen kurz vor Weihnachten gegen eine wasserrechtliche Genehmigung der Bezirksregierung Braunschweig geklagt, die die Stromerzeugung aus Wasserkraft im Harzer Siebertal erneut zuläßt. Das kleine Wasserkraftwerk an der Sieber, dem letzten Fluß im Westharz ohne Talsperre, liegt in einem Naturschutzgebiet. Es könne daher nicht angehen, daß die Energiegewinnung als vorrangig angesehen werde, ohne Naturschutzbelange zu beachten, begründete der Vorsitzende des BUND Niedersachsen, Alexander Gaede, die Klage seines Verbandes.
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