■ Bremer Schubladen: Bremer Barschel-Rätsel Zündstoff
Eigentlich sollte sie längst geschlossen sein, die Kieler Affären-„Schublade“. Doch das durch eine Geldspende berühmt gewordene Möbelstück klemmt immer noch. Der Ausschuß wird sich noch im Januar wieder auf die Spur nach Bremen begeben: Zeugen aus der Stadt an der Weser hatten zuletzt viele Fragen offengelassen. Dabei ging es um Kontakte, die der damalige Barschel-Referent Reiner Pfeiffer 1987 im Vorfeld der Landtagswahl zu Bremer Behörden hatte. Pfeiffer, der vor seinem Wechsel nach Kiel lange in Bremen arbeitete, hatte die Machenschaften aus der Staatskanzlei gegen den damaligen Oppositionsführer Björn Engholm (SPD) enthüllt und Barschel der Urheberschaft bezichtigt. Dabei ging es unter anderem um die Bespitzelung Engholms durch Privatdetektive und um eine anonyme Steueranzeige gegen ihn.
Pfeiffer selbst erhielt 1988/89 insgesamt 40.000-Mark vom inzwischen zurückgetretenen Sozialminister Günter Jansen (SPD). Weil dieser das Geld nach eigenem Bekunden in einer Schublade ansparte, erhielten Ausschuß und Affäre ihren „Beinamen“. Im Ausschuß war man zuletzt darüber überrascht, wie Bremer Beamte in Polizei und Senat mit Informationen umgingen, die aus heutiger Sicht auch 1987 brisant erscheinen mußten. Hintergründe sollen nun weitere Polizei- und Verfassungsschutzbeamte aus dem Bremer Raum aufhellen.
Der Ausschußvorsitzende Heinz-Werner Arens (SPD) verweist auf die „auffallend intensive Telekommunikation“ von Pfeiffers Dienstapparat mit Bremer Polizeibeamten und Politikern von SPD und CDU. Zu dem Komplex wird gewiß auch Pfeiffer befragt, wenn er wie angekündigt am 16. Januar als Zeuge auftritt. dpa
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