Kleinkrieg am Weidedamm

■ Bauarbeiter fühlen sich nicht direkt bedroht / Festnahme Parzellengebiet

„Nein, Angst haben die Arbeiter hier nicht. Aber so'n bißchen mulmig ist den meisten doch“, erklärt der Juniorchef einer der Baufirmen, die am Weidedamm III mit dem Abriß der Gärtnerei Kähler beauftragt sind. Seinen Namen will der junge Mann lieber nicht nennen. „Man muß jetzt doch ein bißchen vorsichtig sein.“

Am Montag früh morgens hatte es Übergriffe von einem Teil der Besetzer auf die Baufahrzeuge gegeben. Gegen die Windschutzscheibe eines LKW wurde eine Bierdose geworfen, ein Baggerführer wurde von einer siebenköpfigen Gruppe mit Pflastersteinen in der Hand bedroht. Der Baggerführer entfloh, die Gruppe besetzte den Bagger, verließ ihn nach kurzer Zeit aber wieder. Der Verein „Grüner Weidedamm“ hat sich ausdrücklich von den gewaltätigen Aktionen distanziert.

Daß „WeidedammbesetzerIn“ nicht gleich „WeidedammbesetzerIn“ ist, wissen Baggerfahrer und Arbeiter vor Ort. „Mit denen meisten kann man reden wie mit anderen Leuten auch“, erzählt einer. „Der da drüben in dem Bauwagen wohnt, das ist ein ganz Netter. Der bleibt nur noch bis nächste Woche. Dann geht der hier weg.“ Ein Auto von „friedlichen“ WeidedammbewohnerInnen hoppelt auf dem Weg vorbei, hupt. Man grüßt. „Ja, mit denen raucht man auch mal 'ne Zigarette“, erzählt ein Arbeiter.

Nicht viel freundliche Worte finden die Männer allerdings für die Minderheit der BewohnerInnen. „Das ist so eine Gruppe von 30 oder 40. Die haben bunte Haare und sind ziemlich oft betrunken“, charakterisiert Udo Seltmann, Vorarbeiter bei einer der Baufirmen, die Gruppe. „Ich habe schon vier oder fünf Mal versucht mit denen zu reden, aber es nützt nichts. Ich kann das ja verstehen, wenn die dagegen sind, aber dann dürfen die das doch nicht an uns kleinen Leuten rauslassen. Da müssen die sich mit Unterschriftslisten oder so an den Senat wenden. Nur so kann man was erreichen“, meinte er .

Jüngste Widerstandsaktion: Die Zufahrt am Tor zum Weidedammgebiet wurde gestern morgen verbarrikadiert. Dadurch kam es zu zwei Stunden Verzögerung beim Arbeitsbeginn. Die Polizei hat die Sperre geräumt. Nach Angaben des Leiters des privaten Sicherheitsdienstes wurde außerdem ein Blockierer vorübergehenden festgenommen.

Die Arbeiter fühlen sich nicht direkt bedroht. Sie gehen davon aus, daß die Gegner der Räumung sich auf Nagelbretter spezialisiert haben. „Und dann stellen die sich im Einfahrtsbereich den Lastwagen immer in den Weg. Die warten nur drauf, daß einer mal nicht mehr rechtzeitig bremsen kann.“ dam