■ Fußball
: Alle wollen Yakin

Sindelfingen (taz) – Das 5. Internationale Jugendfußballturnier in Sindelfingen fuhr einiges auf, was im europäischen Fußball Rang und Namen hat. Borussia Dortmund, Tottenham Hotspur, Paris St. Germain, U-18-Nationalteams aus der Schweiz, Ungarn, Ägypten – und und und. Manche schreckt die hohe Qualität des Turniers sogar ab. Der RSC Anderlecht sandte eine Absage mit folgendem Wortlaut: „Wir glauben, daß unsere Jugend in diesem Jahr nicht gut genug ist für diese Veranstaltung.“ Ein solches Telegramm hätte Paris St. Germain (dessen Senioren in der Champions League Hasch- Mich mit den Bayern und ihren anderen Gegnern spielten) auch besser anstelle ihrer A-Jugend geschickt. Nach vier Gruppenspielen 0:8 Punkte. Eine gewisse Weitsicht muß man den Parisern dann aber doch zugestehen. Schon im Dezember buchten sie den Rückflug für 18 Uhr. Da lief gerade das Endspiel.

Den Liechtensteiner Junioren, bei denen sogar einige 16jährige mitspielten, kam Paris gerade recht. Mit 1:0 holten sie ihren einzigen Sieg. Nationaltrainer Dietrich Weise ist dennoch optimistisch: „Das ist unser Fundament.“ Er hat eben kein anderes.

Die Schweizer schon. Ein Teil, die Juniorennationalelf, präsentierte sich in Sindelfingen. Unter anderem auch der 17jährige Stürmer Hakan Yakin von Concordia Basel. Er hat, bei den Senioren wohlgemerkt, in zwölf Zweitligaspielen elf Tore geschossen. Beim Turnier erzielte er sechsmal so viele Treffer wie die gesamte Pariser Truppe. Zwölf an der Zahl, vier davon beim 5:2 gegen die starken, ballgewandten Ägypter, die aber immerhin den zum besten Spieler des Turniers gewählten Akteur stellten: Mazar Mohamed, der bei den zahlreich vertretenen Bundesligaspionen auf der Tribüne nachhaltigen Eindruck hinterließ. Das größte Interesse galt aber Hakan Yakin, der in Deutschland mehr gejagt wird als Immobilien-Schneider. Bayern, Frankfurt, Dortmund, sie alle wollen Yakin, dessen größerer, nicht minder begabter Bruder Murat allerdings gerade auf dem Sprung in die Bundesliga zu sein scheint. Doch keiner bekommt ihn. Er wolle entweder zum FC Basel oder den Grashoppers aus Zürich, sagt der begehrte Jüngling, „fürs Ausland ist es noch zu früh“. Müssen sich die Bayern halt erst mal mit Emil Kostadinow begnügen.

Manche können allerdings nicht früh genug ins Ausland wechseln. Bei Werder Bremen beispielsweise konnte man die Fähigkeiten des Neuseeländers Aaran Lines (17) beäugen. Frischer Kiwi für Otto. Oder bei Borussia Dortmund Daniel Danielzyk (17). Der fristete bis vor vier Wochen noch ein trübes Kicker-Dasein in Rußland. Bei der Jugend-EM in Irland fiel er dann den Borussen-Spähern auf, die ihn gleich einpackten und mitnahmen.

Turniersieger wurde der VfB Stuttgart, der sich mit seinem Hallenkader von 15 (!) Mann, praktizierter Raumdeckung und weiteren taktischen Feinheiten im Finale gegen die ungarische Equipe mit 2:0 durchsetzte. Ein Sieg über die schönere Spielkultur. Und da das ganze Spektakel der Wohltätigkeit diente, gab es auch noch andere Gewinner. Für die Aktion des Stuttgarter Profis Giovane Elber, der Straßenkinder in seiner Heimatstadt Londrina (Brasilien) unterstützt, kamen 4.000 Mark zusammen, für ein geplantes SOS- Kinderdorf in Sarajevo 22.300 und für den Aufbau eines Kindergartens in Gaza 71.000 Märker.Carsten Meyer