: Unterm Strich
Die deutschen Sinti und Roma wollen mit Hilfe des Bundesverfassungsgerichts ihre Vertretung in den Kontrollgremien der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und in den Aufsichtsorganen für die Privatsender durchsetzen. Eine entsprechende Verfassungsbeschwerde hat am Freitag der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, dem Gericht in Karlsruhe übergeben. Er erklärte, die Beschwerde ziele darauf ab, daß das höchste Gericht die Gesetzgeber auffordert, die Staatsverträge und Rundfunkgesetze innerhalb einer angemessenen Frist zu ergänzen. Die Sinti und Roma sehen sich gegenüber anderen Minderheiten wie den Juden benachteiligt, die in allen Aufsichtsgremien von Funk und Fernsehen vertreten seien, und auch gegenüber Dänen und Sorben, die in den Gremien jener Sender vertreten sind, in deren Sendegebiet sie leben. Bisher seien alle Forderungen der Sinti und Roma, bei Novellierungen von Staatsverträgen und Rundfunkgesetzen mit ihren Anliegen berücksichtigt zu werden, stets abgelehnt worden, sagte Rose. Die Verfassungsbeschwerde wird mit einer Verletzung des Gleichheitsgebots und des Gebots der Ausgewogenheit der Organisationstruktur der Rundfunkanstalten begründet. Die Vertretung von Sinti und Roma sei notwendig, weil die Berichterstattung über die Volksgruppen immer noch von Vorurteilen und Klischees geprägt sei.
Tore Hamsun, der älteste Sohn des norwegischen Schriftstellers Knut Hamsun, ist Anfang der Woche in Oslo im Alter von 82 Jahren gestorben. Er machte sich in seiner Heimat vor allem als literarischer Nachlaßverwalter und Fürsprecher seines Vaters einen Namen. Knut Hamsun hatte sich von den dreißiger Jahren an bis nach Kriegsende öffentlich als Anhänger Hitlers und Befürworter der Besetzung Norwegens durch das nationalsozialistische Deutschland betätigt und wurde dafür vor Gericht gestellt. Auch sein Sohn Tore, Maler und Romancier, gehörte zu den norwegischen Nazi-Sympathisanten.
Die Bayern halten zusammen und schieben dem gebeutelten Stückeschreiber Franz Xaver Kroetz den mit 30.000 Mark dotierten „Bert-Brecht-Preis“ der Stadt Augsburg rüber, der in diesem Jahr erstmals verliehen wird. Diese Entscheidung gab die Jury, in der auch die Brecht-Erben vertreten sind, am Donnerstag abend bekannt. Die Auszeichnung wird dem Autor am 12. März bei einem Festakt überreicht. In der nächsten Woche starten in Brechts Geburtsstadt Augsburg die Brecht-Wochen. Zur Eröffnung spricht – jetzt kommt's – der Suhrkamp-Verleger (Dr. Dr. h.c.) Siegfried Unseld, von dem sich Kroetz am Wochenende im Unfrieden getrennt hatte. Schade, so werden sich die Herren doch verpassen! Man hätte Unseld wegen der Laudatio fragen sollen, aus der dann vielleicht eine Damnatio geworden wäre.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen