piwik no script img

Bosnien: Waffenruhe wird immer brüchiger

■ Neue serbische Angriffe auf Bihać

Sarajevo (AP/dpa) – Die Gefahr eines Zusammenbruchs der drei Wochen alten Waffenruhe in Bosnien wächst stetig. Die fortdauernde Beschießung Bihaćs durch bosnische Serben forderte gestern sieben Menschenleben. UN-Sprecher Chris Gunness in Zagreb sagte, nach dem erneuten Beschuß der Stadt durch schwere Waffen sei die Spannung wieder auf dem Höhepunkt. Gunness sagte, die Vereinten Nationen hätten bei den bosnischen Regierungstruppen dagegen protestiert, daß deren in Bihać eingeschlossenes fünftes Korps das Wasserreservoir im Vorort Klogot eingenommen habe. Die darauf folgende Reaktion der bosnischen Serben, Mörsergranaten auf von Zivilisten bewohnte Gebiete in Bihać abzufeuern, stehe jedoch in keinem Verhältnis und sei „nicht hinnehmbar“. Auch die Gefechte um die nördlich gelegene Stadt Velika Kladusa gingen weiter.

In Sarajevo wurde am Sonntag ein Soldat der bosnischen Regierungstruppen von einem Heckenschützen getötet. UN-Vertreter scheiterten gestern damit, die Serben zur zugesagten Öffnung einer Versorgungsroute nach Sarajevo zu bewegen. Eine anhaltende Schließung der Straße, die die Serben ursprünglich für den Zivilverkehr und für von den UN genehmigte Hilfskonvois öffnen wollten, könnte zum Zusammenbruch des Waffenstillstandes führen. Die bosnische Regierung besteht darauf, daß die Straße auch für den Handel geöffnet wird. Die Serben wollen nun lediglich Organisationen wie das UN-Flüchtlingswerk UNHCR, die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Rote Kreuz zulassen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen hatten die bosnischen Regierungstruppen ihrerseits die entmilitarisierte Zone am Berg Igman südlich der Stadt auch noch nicht geräumt. Ein UN-Sprecher nannte die Zahl der Regierungssoldaten „symbolisch“; trotzdem könne dies zur weiteren Verspätung bei der Wiedereröffnung der Straßen nach Sarajevo führen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen