: Schlüsselfigur im Fall Barschel entschlüsselt nichts
■ Reiner Pfeiffer vor Untersuchungsausschuß
Kiel (taz) – Energisch hat Reiner Pfeiffer, Schlüsselfigur in der Barschel-Affäre, gestern vor dem Ausschuß zur Schubladenaffäre den Verdacht zurückgewiesen, er sei Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen. „Es gibt absolut keine Anhaltspunkte in keinem Dienst dafür, daß ich jemals Stasi-Kontakte unterhalten habe.“ Im Gegenteil: „Ich galt in der DDR als Persona non grata, weil ich in mehreren Veröffentlichungen gegen die DKP Front gemacht habe.“
Laut einem anonymen Brief, den die Staatsanwaltschaft Kiel bereits im vergangenen Jahr erhalten hatte, soll Pfeiffer für die Stasi als IM „Reporter“ gerarbeitet haben. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Kiel, Horst Alex Schmidt, bestätigte Zeitungsberichte, daß ein angeblicher ehemaliger Offizier des DDR-Ministeriums Pfeiffer Stasi-Verwicklungen vorwerfe. Doch die Staatsanwaltschaft habe Zweifel an der Authentizität des Briefes.
Um mögliche Stasi-Verbindungen Pfeiffers ging es bei dessen gestriger Aussage jedoch nur am Rande. Der Ausschuß untersucht – ausgelöst durch die 40.000-Mark-Geldspende des früheren Sozialministers Günther Jansen an Pfeiffer – unter anderem das Mitwissen der SPD in der Barschel-Affäre. Pfeiffer schilderte, wie es zu den schmutzigen Machenschaften aus der Staatskanzlei Barschels gegen den damaligen Oppositionsführer Björn Engholm (SPD) vor der Landtagswahl 1987 gekommen war. Pfeiffer betonte, daß er dafür „ausdrückliche Aufträge“ von Barschel erhalten habe, der am 11. Oktober 1987 in einem Genfer Hotel tot in einer Badewanne gefunden worden war.
„An meiner Mitschuld gibt es überhaupt nichts zu bestreiten“, sagte der 55jährige, doch ein wenig enttäuscht sei er von der SPD schon. Dank hatte er von Engholm erwartet: „Auch wenn es nicht vordergründig beabsichtigt war, Engholm auf den Thron zu setzen, sondern dirty tricks darzustellen“, sei der Wahlsieg doch ein Abfallprodukt von der Aufdeckung der Affäre gewesen, meinte Pfeiffer fast beleidigt. „Wenn ich gewußt hätte, daß das Geld von der SPD oder von Leuten kommt, die ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollten, hätte ich es nicht genommen“, empörte er sich mit Blick auf Jansens Spende. Kontakt zur schleswig-holsteinischen SPD habe er im April 1987 gesucht, „weil ich verhindern wollte, daß die SPD Schaden nimmt“, erklärte Pfeiffer.
Übrigens: Das Landgericht Kiel hatte den Zeugen Pfeiffer im März 1993 in einem anderen Verfahren gegen ein ehemaliges Mitglied der Staatskanzlei als unglaubwürdig eingeschätzt. Kersten Kampe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen