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Frauen kommen gar nicht

■ Zehn Jahre Frauenförderung fast ohne Ergebnis / „Was haben wir falsch gemacht?“

Sind Frauen eigentlich dumm? Wer am Montag abend den Vortrag von Angelika Wetterer, einer Kasseler Wissenschaftlerin und Mitbegründerin des Bochumer Studienganges „Internationale Frauenstudien“, hörte, mußte sich diese Frage stellen. Denn Wetterers Bilanz von zehn Jahren Frauenförderung brachte Düsteres zutage: Immernoch kämpfen Frauen für Frauenförderung. Aber sie erreichen damit nichts. „Höchste Zeit, die Strategie zu ändern.“

Grundlage für Wetterers Kritik an der weiblichen Anti-Diskriminisierungsarbeit sind neue Zahlen aus der Frauenforschung. „Die belegen, daß der Frauenanteil in der Wissenschaft auf den karriereträchtigen Arbeitsplätzen mit Festanstellung nach wie vor verschwindend gering ist.“ Und das, obwohl mittlerweile Betriebe und Kommunen ihre Frauenbeauftragten und entsprechende Förderrichtlinien haben. Doch Beobachterinnen der Szene wie Angelika Wetterer sagen nüchtern: „Es wird lediglich mehr über Frauenforschung gesprochen. Und je bohrender die Fragen der Frauenbeauftragten, desto eloquenter die Ausflüchte der männlichen Gegenseite.“

Die rund 60 Zuhörerinnen im Universitätssaal, unter ihnen zahlreiche professionelle Frauenförderinnen, quittierten solche Betrachtungen mit ironischem Lachen. Sie kennen das Phänomen – und wollten vor allem seine Konsequenzen diskutieren und Erklärungen dafür finden, warum Frauen sich statt an Seilschaften immer noch am moralischen Recht der gleichgut Qualifizierten hochziehen – ohne je in aussichtsreiche Positionen zu gelangen.

Doch für mehr als eine erste Inspektion der Verhältnisse reichte der Stoff am Montag nicht. Denn die Referentin legte ihren Schwerpunkt auf den geschichtlichen Rückblick – und sicherte sich damit derart traditionell ab, daß ihre Forderung nach einer weniger moralischen Frauenpolitik so gar nicht naheliegend schien. Erstaunlich eigentlich, denn gerade für ihren naiven Glauben an das Gute hatte sie eben noch die institutionaliserte Frauenbewegung kritisiert: „Es ist ein Irrtum, sich auf Debatten über gute Qualifikation einzulassen. Der Begriff vernebelt, daß es um Macht geht.“

Beispiel: Das Verbot von Medizin- und Jurastudium für Frauen zur Jahrhundertwende. „Vor allem die Berufstätigkeit von Frauen sollte verhindert werden.“ Frauen, die ernsthaft glaubten, es käme darauf an, was sie im Köpfchen haben, lägen schief. Das sei auch aktuell zu belegen: Erst vor wenigen Jahren sei der Notendurchschnitt für RechtspflegeanwärterInnen bei manchen Gerichten gesenkt worden. „Damit die Frauen mit ihrem besseren Durchschnitt nicht die Überhand gewinnen.“

Für die Zukunft blieben Angelika Wetterers Forderungen merkwürdig dünn: „Der Begriff Frauenförderung muß endlich geändert werden“. Denn schon das Wort unterstelle, daß die Frauen das Ziel von Veränderung sein sollten. „Männer hören ,Qualifizierungsmaßnahme' und denken, bis Frauen sich qualifiziert haben, bleibt uns noch Zeit.“ Effektiver sei ein politisches Instrumentarium, die Quote beispielsweise.

Aber wie die Machtfrage stellen, welchen Hebel ansetzen? Die Diskussion darüber blieb zurückhaltend. Wut über miese Berufsaussichten für die Studentin von heute oder über den Mißerfolg von zehn Jahren Frauenförderung war kaum zu spüren. Möglicherweise, weil die professionellen FrauenförderInnen sie an die eigene Adresse hätten richten müssen.

Logisch auch, daß in einem Raum voller Akademikerinnen der Vorschlag kam, wissenschaftlich zu untersuchen, warum Frauen sich im eigenen Interesse so selten verbünden. Eva Rhode

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