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Lärm um nicht viel

■ Nach dem Erstrunden-Aus in Melbourne kann Boris Becker heute in aller Ruhe Sohnemanns ersten Geburtstag feiern

Melbourne (dpa/taz) – Es ist wohl hart, insbesondere für die öffentlich-rechtlichen TV-Rechte- Inhaber, und doch ist es wahr: Boris Becker (27) hat gestern beim mit 6,22 Millionen Dollar dotierten Grand-Slam-Turnier in Melbourne bereits sein Auftaktspiel mit 3:6, 4:6, 6:7 (4:7) gegen den Amerikaner Patrick McEnroe verloren und kann sich nun voll und ganz auf die heutige Geburtstagsfeier von Sohn Noah Gabriel (1) konzentrieren (siehe Wahrheit, Seite 20). Oder auf den Davis- Cup? „Daran“, sagte Becker nach dem frühen Aus, „habe ich noch keinen Gedanken verschwendet.“

Der Münchner kam in dem 130minütigen Match gegen McEnroe nie ins Spiel. Der Weltranglisten-Dritte bot eine äußerst schwache Leistung, die McEnroe clever zum Erfolg nutzte. Becker hatte im Vorjahr auf einen Start in Australien verzichtet und war vor zwei Jahren in Melbourne ebenfalls in der ersten Runde (an Anders Jarryd) gescheitert.

Carl-Uwe Steeb, der Kumpel von einst, dagegen fühlt sich nach langer Zeit der Frustration, Rauswurf aus dem Davis-Cup-Team, Rückfall in der ATP-Rangliste bis auf Nummer 173 wieder mal so richtig gut. „Das ist ein Gefühl, das ich lange vermißt habe“, sagte der 27jährige nach dem wahrlich nicht erwarteten Sieg über Goran Ivanisević. Zwar schlug Steeb im Schnitt 20 bis 25 Stundenkilometer langsamer auf als der Kroate, dafür aber sehr plaziert und mit enormem Schnitt. Damit kam der am Knie lädierte Ivanisević überhaupt nicht klar. Gut für Steeb, den im September 1993 selbst eine Knieoperation aus dem Rhythmus gebracht hatte, deren problematische Rekonvaleszenz ihn an ein vorzeitiges Ende des Tennisjobs denken ließ. „Ende '94“ hatte er sich selbst als letzten Termin für sein Comeback gesetzt. „Ich hatte es einfach satt, immer in die Qualifikation zu müssen“, sagt Steeb, der sich für einen „Vollblutsportler“ hält. Beim Golfspiel mit Boris Becker und bei einem zweiwöchigen Aufenthalt im Camp von Nick Bolletieri in Florida heißt es, habe er sich aufgebaut. „Ich will wieder unter die besten 50 der Welt“, sagt der Mögglinger. Und was will er noch? Natürlich schleunigst zurück ins Davis-Cup-Team. Dort trifft er nach Lage der Dinge „entweder“( Becker) einen alten Kumpel wieder oder? „Oder nicht“ (Becker).

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