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Bei Frauen heißt das: Wir treffen uns mal

■ Susanne Lange, Leiterin der Abteilung Marketing und Vertrieb in einem großen Fachbuchverlag, über die Spannkraft eines (Bücher-)Frauennetzes

taz: Was bringen Ihnen die BücherFrauen im Berufsalltag?

Susanne Lange: Ich würde da gerne zwei Dinge auseinanderhalten. Einmal die BücherFrauen unter berufsspezifischen Aspekten und andererseits unter feministischen Aspekten. Was die berufliche Seite angeht, muß ich sagen, daß ich nicht unbedingt den BücherFrauen das verdanke, was ich heute mache. Ob mit oder ohne BücherFrauen, den Job hätte ich heute auch.

Auf der feministischen Seite haben mir die BücherFrauen ganz viel gebracht. Da geht es auch darum, wie Männer mit Frauen im Beruf umgehen, mit welchen Vokabeln sie arbeiten, welchen Machtanspruch sie in der Sprache zum Ausdruck bringen. Da hab' ich wahnsinnig viel gelernt, kann das besser einordnen und auch besser zurückgeben.

Den Weg in die Führungsposition haben Sie also aus eigener Kraft beschritten.

Ich wollte von Anfang an in den Verlag. Ich war sehr zielorientiert und wußte relativ rasch, daß ich im Vertrieb gut plaziert bin. Bloß von diesem Denken und dieser Idee bis heute sind einfach zehn Jahre vergangen. Das war erst mal ganz banal ein richtiges Stück kontinuierliche Arbeit. Während dieser Zeit, also ungefähr vor vier, fünf Jahren, habe ich dann die BücherFrauen kennengelernt. Durch die Mitarbeit dort habe ich ein anderes Selbstbewußtsein bekommen.

Inwiefern?

Ich bin zu den Münchner BücherFrauen gekommen, da hatten die gerade ihre Gründungsphase hinter sich gebracht und waren entsprechend genervt und gestreßt. Ich sagte mir, gut, es lohnt sich dafür zu arbeiten, bin dann die Sprecherin der Münchner Gruppe geworden. München ist die zweitgrößte Verlagsstadt der Welt, da sind wir sehr rasch auf fünfzig, achtzig Frauen gekommen.

Für mich war es wie ein Schlüsselerlebnis, daß ich meine Ideen einbringen konnte, sie aufgenommen und umgesetzt wurden, und die BücherFrauen erfolgreich waren. Das war mir bis zu diesem Zeitpunkt, das war so 92, im Beruf immer abgesprochen worden. Man hat mir immer unterstellt, daß das, was ich vorschlage, Kappes ist. Die Arbeit, die ich heute mache, Marketing und Vertriebsleitung, das ist aber letztlich nichts anderes als das, was bei den BücherFrauen auch angestanden hat, nämlich Konzeptionen zu schneidern, Maßnahmen zu ergreifen, um eine Sache voranzubringen.

Reicht es denn für die Sache der BücherFrauen, Erfahrungen zu tauschen, sich weiterzubilden, sich gegenseitig Aufträge zuzuschanzen?

Die Frage ist ja, was können die BücherFrauen anbieten, damit alle Frauen die Erfahrungen machen können, die ich gemacht habe. Ich habe mich selbst gestärkt, weil ich mich engagiert habe. Die BücherFrauen bieten an: liebe Frauen, laßt uns zusammenarbeiten, engagiert euch in eurer Branche. Wenn sie sich engagieren, können die Frauen wachsen.

Das ist die persönliche Seite des Engagements. Glauben Sie, daß sich langfristig auch in der Branche etwas bewegen läßt?

An diesem Punkt sind die BücherFrauen auf bundesweiter Ebene im Moment. Wir haben diese vier, fünf Jahre gebraucht, um diesen Verein zu etablieren, und um überhaupt erst mal zu einer nennenswerten Größe zu kommen. Jetzt fängt das eigentlich an, interessant zu werden. Das Bedürfnis wächst, professioneller für die Branche aufzutreten, politischer für die Branche zu werden.

Müssen Frauen das Netzwerkeln, das ihnen die „good old boys“ vormachen, erst noch lernen?

Ja, würde ich schon sagen. Ich denke mal, die Frauen, die jetzt schon erfolgreich sind, die vernetzen sich leichter. Ich habe da sehr gute Kontakte. Das sind dann halt die Frauen, die vielleicht die BücherFrauen, ja, nicht mehr so nötig haben. Die in ihrem Bewußtsein, sowohl jobmäßig als auch feministisch, durchaus einen guten Stand erreicht haben.

Warum tun die sich leichter?

Tja, vielleicht ist es ein Stück Professionalität, sich zu vernetzen, ich weiß es nicht. Bei Frauen ist es immer eher so: wir treffen uns mal. Und das dann umzuwandeln in eine kräftige, politisch engagierte Vereinigung, das ist glaube ich schwierig.

Was ist für die Frauen daran so ungewohnt?

Tja, ich denke, da gehört eine gewisse Strategie dazu. Wenn man gezielt irgendwo hingeht, um etwas zu erreichen, dann verhält man sich ja eigentlich strategisch. Gerade viele Männer gehen ja zu ihren Stammtischen, weil sie wissen, sie treffen diesen und jenen da, und der ist für ihre Arbeit wichtig. Das tun Frauen eher nicht. Frauen verhalten sich in meinen Augen weniger strategisch.

Klar gibt es diese Weibchenstrategie, die darauf abzielt, als Person besser anzukommen. Aber Informationen besorgen, Kontakte knüpfen, die im Job wichtig sind, ich glaube, das tun Frauen nicht so gezielt.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, die Frauen, die's geschafft haben, die mauern auch ganz gern?

Ich würde es nicht so pauschal sagen. Ich glaube, auch als Frau schaut man, welche Frau einem eine Bitte anträgt. Ich frage da auch ganz brutal: können die was? Auch wenn das jetzt brutal klingt, aber es gibt natürlich schon Frauen, die meinen, daß es meine Pflicht wäre, ihnen den Weg zu bereiten. Das ist naiv, das kann ich gar nicht leisten.

Was wollen Sie für die BücherFrauen noch erreichen?

Die Zwischenräume der Netze enger spannen. Politischen Einfluß geltend machen. Eine erkennbare Größe zu sein, mit der man rechnen muß.

Interview: Silvia Plahl

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