piwik no script img

Des Kaisers Roß hat schon nasse Hufe

■ Durch Hochwasser sind betroffenen Kommunen Millionenschäden entstanden

Berlin (dpa/taz) – Trotz fallender Pegelstände in den meisten deutschen Hochwassergebieten haben die Experten gestern vorerst keine Entwarnung gegeben. „Wir bekommen keine Ruhe in den nächsten Tagen“, sagte Ehler Fell vom Hochwassermeldezentrum in Mainz. Bis zum Abend sollte der Rhein in Koblenz mit 7,20 Metern zwar seinen Höchststand erreichen. Wegen der Schneeschmelze und starker Regenfälle im Schwarzwald baue sich aber am Oberrhein eine Flutwelle auf. Auch an der Obermosel steigen die bedrohlichen Fluten weiter. „Jeder Regentropfen geht in die Flüsse, weil der Boden nichts mehr aufnehmen kann“, sagte Ehler Fell.

Bei Bonn mußte der Schiffsverkehr am Morgen eingestellt werden. Auf der überfluteten Rheinuferstraße von Königswinter schwammen bereits die Enten. Der schlagzeilenträchtige Schürmann-Bau im Bonner Regierungsviertel, der beim letzten Hochwasser vor einem Jahr unter Wasser stand, hielt jedoch dicht. In Köln soll das Wasser in der Nacht zum Mittwoch seinen höchsten Stand erreichen. Der Pegel dürfte unter neun Metern bleiben, Gefahr für die Kölner Altstadt droht erst ab zehn Metern.

Beim Reiterstandbild Wilhelms I. am Deutschen Eck stehen inzwischen die Hufe des kaiserlichen Pferdes unter Wasser; die Fachwerkstadt Melsungen in Nordhessen erlebte ein „Jahrhunderthochwasser“: Fast die Hälfte aller Keller in der historischen Altstadt war geflutet. Auch in Rotenburg an der Fulda wurden etliche alte Fachwerkhäuser unter Wasser gesetzt. In Kassel waren mehrere Straßenkreuzungen nicht mehr befahrbar; Straßenbahnlinien wurden unterbrochen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderte inzwischen, die Ausbaupläne für die deutschen Flüsse zu stoppen. „Damit werden die nächsten Katastrophen programmiert“, sagte Andreas Krug vom BUND. Laut Umweltbundesamt habe das letzte Hochwasser an Weihnachten 1993 einen Schaden von einer Milliarde Mark angerichtet. fex

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen