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Gulag-Häftlinge rehabilitiert

■ Jelzin-Erlaß zum Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz geißelt Stalins Politik

Moskau (rtr/taz) – Aus Anlaß der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor fünfzig Jahren hat der russische Präsident Boris Jelzin jetzt einen Schritt zur Bewältigung der zur gleichen Zeit begangenen stalinistischen Verbrechen unternommen: Mehrere Millionen Russen, die nach dem Zweiten Weltkrieg wegen angeblichen Verrats oder Spionage zugunsten Nazi-Deutschlands in sowjetischen Arbeitslagern interniert worden waren, sollen rehabilitiert werden.

Die amtliche russische Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, Präsident Jelzin habe gestern eine entsprechende Verfügung erlassen. Darin werde die Internierung von Zivilisten und aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrter Russen als Verstoß gegen die Menschenrechte und als Ausdruck der „politischen Unterdrückung durch die Kommunistische Partei der Sowjetunion“ unter Josef Stalin verurteilt.

Nach Kriegsende, so Itar-Tass, waren über 1,5 Millionen russische Soldaten aus deutscher Gefangenschaft in ihre Heimat zurückgekehrt. Unter dem Vorwurf, sie hätten ihr Land verraten, wurden die meisten in den als „Gulag“ bekannten Straflagern interniert. Tausende starben. Die Agentur Interfax meldete, die noch lebenden früheren Soldaten würden nun als Kriegsveteranen anerkannt und erhielten eine finanzielle Wiedergutmachung. Die Rehabilitierung kommt auch Zivilisten zugute, die während des Krieges in den deutsch besetzten Gebieten lebten und nach Kriegsende zu Millionen in Lagern interniert worden waren.

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