: Aufräumen in Südafrika
■ Wechsel im Sicherheitsapparat: Erster schwarzer Polizeichef ernannt
Johannesburg (epd/taz) – Es war eine Szene wie aus Apartheid- Zeiten. Südafrikanische Elitepolizisten der gefürchteten „Internal Security Unit“ (ISU) verhafteten 140 Schwarze und erschossen einen davon, der bereits seine Hände in die Luft erhoben hatte. Hunderte Anwohner aus den umliegenden Straßen der Township Soweto protestieren in der Nähe.
Der Unterschied zu früher: Der Vorfall vom vergangenen Freitag ereignete sich in einer Polizeikaserne. Die Verhafteten waren Polizisten, die sich im Streik befanden und ihre Kaserne besetzt hielten. Und die Tötung des 35jährigen Jabulani Xaba durch seine weißen Kollegen kostet nun den südafrikanischen Polizeichef Johan van der Merwe den Kopf. Staatschef Nelson Mandela ernannte gestern den Schwarzen George Fivaz zu seinem Nachfolger.
Bereits in den vergangenen Wochen hatten fast 60 weiße Generäle und Brigadiere ihren Rücktritt eingereicht, van der Merwe hatte seinen Abgang schon angekündigt. Der Anlaß: Das vom ANC dominierte Kabinett annullierte vorletzte Woche eine von der letzten weißen Regierung beschlossene Amnestie für 3.500 Angehörige der Sicherheitskräfte, unter anderem für den ehemaligen Sicherheitsminister Adriaan Vlok und den ehemaligen Verteidigungsminister Magnus Malan. Die Annullierung brachte die einstige weiße Regierungspartei NP an den Rand des Austritts aus der nach den Wahlen vom vergangenen April gebildeten Regierung der Nationalen Einheit. Der Wechsel an der Polizeispitze ebnet nun den Weg für einen Schritt nach vorn in Südafrikas Vergangenheitsbewältigung: Jetzt können Ermittlungen gegen belastete Polizeigeneräle wegen Gewalttaten in den Zeiten der weißen Herrschaft beginnen, unter anderem möglicherweise gegen van der Merwe selbst.
Der neue Polizeichef Fivaz muß auch die streikenden schwarzen Polizeieinheiten besänftigen. Zunächst aber müssen die 140 in Soweto verhafteten Polizisten mit einer Anklage wegen Meuterei rechnen. D.J.
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