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Mit der CDU auf Stasi-Jagd

■ Fraktionsforum der CDU zur Stasi-Schlußstrichdebatte am Mittwoch abend im Abgeordnetenhaus / Dankbares Publikum und einstimmige Polit-Prominenz

Dem kulturpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Uwe Lehmann-Brauns, war es schon ein wenig peinlich. Lauter illustre Namen waren da am Mittwoch abend seinem Ruf gefolgt, um im Abgeordnetenhaus mit Vehemenz gegen die Schließung der Stasi-Akten zu wettern: der Egomane Henryk M. Broder, die Ost-SPD-Mitbegründerin Angelika Barbe, der frischgekürte erste jüdische CDU-Bundesvorständler Michel Friedman, die Schriftstellerin Freya Klier und andere mehr.

Ein wahrlich beeindruckendes Podium, dessen wortgewaltige Kraft aber im Nichts verpuffte. Denn die Befürworter einer Schlußstrich-Debatte hatten sich zu Lehmann-Brauns Bedauern nicht in den CDU-Vorwahlkampf locken lassen. Ob Ulrich Schacht das „Junktim moralischer Versager und Größenwahnsinniger“ der deutsch-deutschen Entspannungspolitik geißelte oder Broder die Sondersendungen über ein „Mini- Ereignis“ wie den letzten PDS- Bundesparteitag attackierte – die rund 150 Gäste und Abgeordnete konnten ungestört jeden Seitenhieb auf die ach so böse Alt- und Postlinke dankbar aufsaugen. Wenn auch Klier und Friedman mit rührender Hilflosigkeit vor einer Gleichsetzung des NS-Staates und der DDR warnten, so straften sie die Zuhörer doch mit tauben Ohren.

Im warmen Beifall erholte sich so mancher hingegen von den bösen Attacken, die in der linksliberalen Welt angeblich verteilt werden. Nein, nein, es stimme einfach nicht, daß die Stasi sich vor allem die DDR-Elite ausgesucht habe, meinte Barbe. Als Beweis mußten ausgerechnet die ehemaligen ORB-Stars und IMs Kuttner und Bertram herhalten – als hätte es sich bei ihnen um Hilfsschüler und nicht etwa um geniale Moderatoren gehandelt. Der Schriftsteller Siegmar Faust – der kürzlich tatkräftig an einer staatlichen Entschädigung für eine Nazi-KZ- Wächterin mitwirkte – stilisierte sich gar zum Opfer einer neuen Rufmordkampagne.

Broder schien ohnehin nur gekommen, um mit ein paar Wortkaskaden Werbung vor konservativem Publikum in eigener Sache zu betreiben. Nach dem Motto: Vor dem nächsten Weihnachtsfest werdet ihr an meinen Büchern nicht mehr vorbeikommen. Die DDR war „eine Nachfolgebehörde“ des Dritten Reiches mit „anderen Methoden“, die „vielen kleinen miesen Parkplatzwächter“ dürften nie wieder an die Macht. Hinter Broders Vorgaben wollte auch Faust nicht zurückfallen: Für ihn war die DDR der „Statthalter im westlichen Schweinestall der sowjetischen Diktatur“. Was das noch mit der Stasi-Debatte zu tun hatte? Nichts.

Der bündnisgrüne Wolfgang Templin war trotzdem zufrieden: Die „einigermaßen Anständigen“ müßten die „parteipolitische Blockade“ überwinden, alles andere nutze nur der PDS. Schlußapplaus. Der Vorwahlkampf hat begonnen. Severin Weiland

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