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Bruderkriege

■ „Das Taebaek Gebirge“ von Im Kwon-Taek (Wettbewerb)

Ein riesiges Unterfangen, zwangsläufig zum Scheitern verurteilt: die umfassende Darstellung des Koreakonflikts in einem Spielfilm. Auch „Das Taebaek Gebirge“ verzweifelt daran – aber dafür nimmt er sich fast drei Stunden Zeit.

Am Beispiel einer südkoreanischen Stadt, die in Grenznähe zum Norden liegt, soll die Zeit zwischen 1948 und 1950 exemplarisch aufgearbeitet werden. Mal herrschen die Kommunisten, mal die von den USA unterstützten sogenannten Demokraten. Für die Bewohner bleibt es meist dasselbe, meist kann man sich arrangieren, das wirklich Lebensgefährliche sind die Wechsel der Verwaltungsformen.

Der bittere Reigen aus Exekutionen, Verhören, Vergewaltigungen, Umerziehungslagern, Bauernrevolten, Ballerei und Schlachtenlärm wird nur notdürftig durch zwei Brüder zusammengehalten, die auf den beiden sich bekriegenden Seiten stehen. Und durch einen Opportunisten, der als die wandelnde Vernunft durch die bewegten Zeiten spaziert, mal ein blaues Auge abbekommt, aber kluge Sachen sagen muß, die niemandem weiterhelfen: „Erziehung dient nicht der Revolution, sondern der Selbstverwirklichung der Nation“, oder „Blinder Glaube bringt immer Leid“ – und in der nächsten Szene sterben die Menschen wieder wie die Fliegen.

Es ist eine böse Welt, die Im Kwon-Taek da malt, also wohl eine ziemlich realistische. Trotzdem fällt sein Film an allen Ecken und Enden auseinander, weil er die vielen Karten, die er spielen wollte, nicht auf einer Hand halten kann. Handlungsstränge brechen abrupt ab und werden plötzlich wieder aufgenommen, gute Ideen versanden auch schon mal völlig.

Dieser Film kommt aus der Republik Korea, also aus dem Süden, und somit wundert es nicht, daß die Kommunisten schlechter wegkommen, recht hölzern wirken, sich penetrant mit „Genosse“ anreden und ständig „Die Partei hat immer recht“ sagen. Aber man muß Im Kwon-Taek zugute halten, daß die Unterschiede nicht weit auseinanderklaffen: Beide Seiten morden wahllos, jeder einzelne sucht nur seinen Vorteil, die Politik ist meist nur Vorwand für persönliche Bereicherung oder Rache. Und auch die letzten paar verbliebenen Ideale und selbst die Liebe werden schließlich immer verraten.

Obwohl „Das Taebaek Gebirge“ nicht so funktioniert, wie es geplant war – nämlich als grandioses, breit angelegtes Epos über den Bruderkrieg im allgemeinen und die neuere Geschichte Koreas im speziellen – gelingen Im Kwon- Taek doch gelegentlich selten eindringliche Sequenzen. Ein Soldat bestäubt im Bildhintergrund Leichen von Rebellen, die zur Abschreckung liegengelassen wurden, mit Desinfektionspulver. Oder dieses völlig unbeteiligte Dorf, das tagsüber von Regierungstruppen, nachts von den kommunistischen Rebellen heimgesucht und schließlich dem Erdboden gleichgemacht wird, weil man gezwungenermaßen mit dem jeweiligen Gegner kollaboriert hatte.

Am Ende steht die Stadt in Flammen, Leichen pflastern die Straßen, und politisch hat sich nichts geändert. Es war ein Krieg ohne Gewinner. Das einzige Mal, als sich die feindlichen Brüder von Angesicht zu Angesicht treffen, müssen sie feststellen, daß sie nichts erreicht, aber „immer nur unschuldige Menschen umgebracht haben“. Thomas Winkler

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