: Investoren-Schelte
■ Bauherren am Potsdamer Platz kritisieren den Senat / Nagel macht "Negativwerbung" und Haase ist uninformiert
Die Investoren am Potsdamer Platz sind derzeit auf Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) und Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) nicht gut zu sprechen. Der eine mache Negativwerbung, der andere sollte sich oder seine Verwaltung besser auf dem laufenden halten, lauten die Vorwürfe der Daimler-Tochter Debis-Immobilien und von Asea Brown Boveri (ABB). Hintergrund ist das monatelange Hickhack im Streit um die S-Bahn-Linie 21. Erst wurde der Tunnel im Tiergarten ersatzlos gestrichen, dann sollten Teile realisiert werden und dann wieder gar nichts. Inzwischen muß ABB auf Kellergeschosse am Potsdamer Platz verzichten, weil der Senat vor zweieinhalb Wochen beschloß, irgendwann vielleicht einmal die S 21 doch zu bauen.
Bausenator Nagel prophezeite am Mittwoch deshalb Verzögerungen. Der Potsdamer Platz werde „über viele Jahre noch eine offene Wunde sein“. Debis-Immobilien, die mit 19 Gebäuden am Potsdamer Platz den größten Komplex aus dem Boden stampfen, widersprachen dem Senator gestern. „Wir sehen dies deutlich anders, als es der Bausenator darstellt“, sagte Unternehmenssprecherin Ute von Vollberg. Debis werde wie geplant mit dem größten Teil zum Weihnachtsgeschäft 1998 fertig sein, bis Ende 1999 sei der neue Stadtteil mit 340.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche komplett. Ein Viertel der Fläche des drei Milliarden-Mark-Projekts ist für Geschäfte, Restaurants, Kneipen, Musical, Spielbank, Kinos und Hotel vorgesehen. Von Vollberg appellierte an den Senator, „Negativwerbung zu vermeiden“.
Die Verkehrsverwaltung wies Nagels Behauptung zurück, beim Investor ABB werde es trotz der S 21-Entscheidung zu keiner Verschiebung des Bautermins kommen. Wenn Nagel etwas anderes behaupte, erweise er sich als ein „schlechter Verlierer“, sagte Haases Sprecher Thomas Spahn. Der Bausenator hatte sich in der Vergangenheit gegen die S 21 ausgesprochen.
Die Äußerung aus der Verkehrsverwaltung wiederum stieß auf Verwunderung bei dem Bauunternehmen Roland Ernst, das die Bauten von ABB am Potsdamer Platz realisiert. Geschäftsführer Giesbert Dreyer betonte, daß er persönlich Verkehrssenator Haase mehrmals auf Terminverschiebungen von sechs bis neun Monaten hingewiesen habe, falls der Senat die Option für die S 21 beschließt. Nun seien Änderungen im Bebauungsplanverfahren nötig, Fundamente von einem Teil der Gebäude müßten anders gegründet werden. Wenn Haase und seine Verwaltung Verzögerungen ausschließen, seien sie nicht hundertprozentig informiert. Dirk Wildt
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