piwik no script img

Schnelle Abschiebung

■ 17jähriger Kurde nach Istanbul geflogen

Den Wettlauf gegen die Zeit und die drohende Abschiebung hat der 17jährige Kurde Halim B. gestern abend verloren. Nach Ablehnung seines Asylfolgeantrags wurde B. vom Bremer Flughafen sofort in die Türkei abgeschoben, weil sein Asylverfahren beendet ist und die Polizei ihm Drogenhandel vorwirft. B.'s Anwalt Eberhard Schultz dagegen hat diese Vorwürfe zurückgewiesen: Die Abschiebung nur aufgrund der polizeilichen Ermittlungen verstoße eklatant gegen die Annahme, ein Angeklagter sei bis zur Verurteilung unschuldig. Halim B. werde in ein Land abgeschoben, wo er keine Heimat mehr habe, wo ihm wegen seines Engagements für die PKK Folter und Haft drohten und wo er stark selbstmordgefährdet sei.

Halim B.s Asylantrag und Asylfolgeantrag waren abgelehnt worden. Mit dieser Ablehnung wollte die Innenbehörde ihn umgehend abschieben. Eine Beschwerde gegen diese Ablehnung und einen Antrag auf einstweilige Verfügung des Anwalts wollte die Ausländerbehörde nicht abwarten. Dieses Vorgehen bestätigte das Verwaltungsgerichts am Nachmittag.

Laut Innenbehörde liegt die endgültige Ablehnung von Halim B.s Asylantrags durch das Bundesamt und eine Anklage wegen Drogenhandels vor. „Hier gilt die Unschuldsvermutung nichts mehr“, meinte Anwalt Schultz erbost. Uwe Papencord vom Stadtamt bestätigt das: „Bei einer Straftat in Zusammenhang mit Drogen reicht der begründete Verdacht aus, um den Abschiebestopp des Innensenators für diese Person aufzuheben.“

Abschiebehindernisse konnte die Behörde nicht entdecken: Minderjährigkeit schütze nicht. Wegen Selbstmordgefahr wurde der Kurde von einem Polizeiarzt untersucht. Ergebnis: Kein Hindernis für die Abschiebung, sondern „transport- und reisefähig“. bpo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen