: Koalitionskrach wegen JU-Pamphlet
■ SPD wirft CDU vor, Nachwuchs nicht unter Kontrolle zu haben / Landesgeschäftsführer von Bundes-JU ausgeladen
In der Affäre um die Berliner Junge Union (JU), die in einer Pressemitteilung „Kein Juden- Denkmal am Potsdamer Platz“ gefordert hatte, gibt es nun Krach in der Großen Koalition. Der SPD- Landesvorstand hat in einem Brief an CDU-Generalsekretär Peter Hintze die Bundes-CDU aufgefordert, in diesem Fall tätig zu werden, erklärte gestern SPD-Fraktionssprecher Peter Stadtmüller. Die Berliner CDU wies alle Vorwürfe der Duldung rechtsradikaler Tendenzen zurück und warf der SPD Wahlkampf vor. Für die SPD sei es „völlig unverständlich“, warum sich die Berliner CDU- Spitze um ihren Landesvorsitzenden Eberhard Diepgen bisher nicht eindeutig von jenen Personen distanziert habe, die antisemitische oder rechtsradikale Auffassungen vertreten, betonte Stadtmüller. Für die SPD stelle sich die Frage, „ob Diepgen nicht mehr Herr der Lage in seiner Partei ist“. Der JU-Landesvorstand hatte sich ausdrücklich hinter Geschäftsführer Thorsten Dorn gestellt, der für die Pressemitteilung verantwortlich zeichnete. Die Berliner CDU habe sich eindeutig zur Errichtung eines zentralen Holocaust-Denkmals bekannt, lehne aber klar eine „Inflationierung“ von Denkmälern ab, erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU- Abgeordnetenhausfraktion, Volker Liepelt. Eine „sachliche und rationale“ Diskussion über die Frage der Aussöhnung müsse erlaubt sein. Im übrigen wünsche er sich, „daß in der SPD die Abgrenzung gegenüber Kommunisten genauso klar und unmißverständlich wäre wie die Abgrenzung der CDU gegen Nazis und Faschisten“. Der stellvertretende Berliner JU-Bundesvorsitzende Michael Hahn hat sich unterdessen schriftlich beim Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jerzy Kanal, für das Verhalten seines Landesverbandes entschuldigt. Die Bundesspitze der JU Deutschland hatte vorgestern die Absetzung des Landesgeschäftsführers gefordert. Zugleich wurde angekündigt, daß Dorn vom bundesweiten Treffen der JU-Landesgeschäftsführer ausgeladen wird. ADN/taz
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