Bremer lieben Otto

■ Sympathie für Rehhagel / Werder-Willi zum HSV? / Werder-Dresden: mühsam 1:0

Als sich Otto Rehhagel am Samstag vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden auf dem Rasen des Weser-Stadions sehen ließ, dea mußte er sich zwar ein paar kritische Transparente ansehen. Doch der erst Auftritt des Trainers nach Bekanntgabe seines Wechsels zum Erzrivalen Bayern München geriet eher zu einem Triumphzug. „Otto, wir danken Dir“, skandierten die Bremer Fans – bis sich Rehhagel in großer Geste vor dem Bremer Publikum verbeugte.

Aber kaum scheinen die Werder-Fans den Otto-Versand verdaut zu haben, steht der nächste Abgang ins Haus. Die Hamburger Spatzen pfeifen es von den Dächern, behaupten die Nachrichtenagenturen: Werder-Manager Willi Lemke, der beim Abgang von Rehhagel eine schlechte Figur gemacht hatte und innerhalb des Vereins umstrittener zu sein scheint, als es bislang an die Öffentlichkeit geraten war, will zum HSV wechseln. Es habe schon Geheimgespräche mit Lemke gegeben, bestätigte HSV-Präsident Ronald Wulff. Unterdessen erklärten Werder-Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer und Schatzmeister Manfred Müller: „Lemke hat definitiv nein gesagt.“ Von Lemke selbst war gestern keine Stellungnahme zu bekommen.

Neben den Spekulationen um den Manager muß der Verein noch mit der kniffeligen Trainersuche fertig werden. Am Samstag fehlten zwei auf der Tribüne, die dort sonst immer anzutreffen sind: Willi Lemke und der Werder-Präsident Franz Böhmert. Die waren nämlich in Sachen Rehhagel-Nachfolge unterwegs. Zu wem, das wollten die daheimgebliebenen Werder-Verantwortlichen wie schon in den letzten Tagen „weder dementieren, noch bestätigen“. In der Bremer Gerüchteküche werden unterdessen vor allem die Namen Christoph Daum und Herbert Neumann hochgekocht. Daum trainiert seit seinem Weggang vom VfB Stuttgart in Istanbul, wird allerdings auch beim RSC Anderlecht in Belgien gehandelt und soll dort Johan Boskamp ablösen. Neumann feiert mit Vitesse Arnheim große Erfolge in der holländischen Liga. Sein Vertrag läuft zum Ende der Saison aus. Für die Kollegen vom Weser Kurier heißt der heißeste Favorit Arsene Wenger vom AS Monaco. Abgesagt haben Benno Möhlmann (HSV), Volker Finke (Freiburg) und Jürgen Röber (Stuttgart). Um die Gerüchteliste komplett zu machen, die weiteren Namen: Jörg Berger, Aad de Mos, Sepp Piontek und Uwe Reinders. „Wir geben keine Auskunft. Erst wenn wir einen Trainer verpflichtet haben, geben wir ihn bekannt“, sagte Werders Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer.

Angesichts der brodelnden Gerüchteküche war am Samstag das Spiel gegen Dresden fast zur Nebensache geworden, allerdings nicht zur schönsten der Welt. Den Spielern schien der Schock des Rehhagel-Abgangs noch in den Knochen zu stecken. Allzuviel wollte nicht zusammenpassen. Durch ein (geschundenes) Elfmetertor von Andreas Herzog gewannen die Bremer knapp mit 1:0.

J.G./dpa